Auf den Spuren der Dichterkönigin Carmen Sylva

Nürnberg, 9. November. Institut „Ex fide lux“ und Rumänische Orthodoxe Metropolie beleuchteten „Seelengespräche“ der Carmen Sylva und Geschichte der rumänischen Monarchie. Ein wahrhaft „königliches“ Thema hatte sich die ökumenische Gesellschaft „Ex fide lux – Deutsch-Rumänisches Institut für Theologie, Wissenschaft, Kultur und Dialog“ zum fünfjährigen Gründungsjubiläum ausgesucht.

Im Rahmen eines „Ökumenischen Studientags“ beschäftigten sich rund 30 Teilnehmer mit der Geschichte der Monarchie in Rumänien und des deutschstämmigen rumänischen Königshauses sowie besonders der „Dichterkönigin“ Elisabeth zu Wied, besser bekannt unter ihrem Pseudonym „Carmen Sylva“. Die Abendveranstaltung fand in der Kathedrale der Rumänischen Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa in Nürnberg statt, die auch Mitveranstalter war.

Metropolit Serafim von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa und der Vorsitzende von „Ex fide lux“, Professor h. c. Hermann Schoenauer, freuten sich, dass die Tagung unter Einhaltung der strengen Corona-Regeln möglich war und mit der Politikwissenschaftlerin Dr. Anneli Ute Gabanyi aus Berlin und der Literaturwissenschaftlerin Dr. Silvia Irina Zimmermann aus Mannheim gleich zwei hochkarätige Expertinnen das Thema beleuchteten. Der Gründungsherausgeber der „Deutsch-Rumänischen Theologischen Bibliothek/DRThB“, Pfarrer Dr. Jürgen Henkel, moderierte den Abend und konnte auch den bekannten Soziologen und Rumänienexperten Professor Dr. Anton Sterbling unter den Teilnehmern begrüßen.  

Dr. Anneli Ute Gabanyi, die auch Mitglied des Kronrats des rumänischen Königshauses ist, referierte zum Thema „Die Hohenzollern auf dem Königsthron Rumäniens (1866-1947) – Einführung in die Geschichte der Monarchie in Rumänien“. Sie spannte einen weiten Bogen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart und hielt fest: „In der Vergangenheit wie auch heute erfreuen sich das Königshaus und die Königliche Familie großer Beliebtheit im rumänischen Volk. Das Königshaus gilt als Bewahrer und Unterstützer von wichtigen Werten wie Glaube, Tradition, Kultur und eines Leben in Würde und  Dezenz.“

Die aus Hermannstadt stammende Gabanyi ging auf das Ende der Monarchie 1947 genauso ein wie auf die Zeit nach 1989, als die Sozialisten jahrelang die Einreise und Auftritte des Königs in seinem Heimatland zu unterbinden suchten, um eine Rückkehr des Landes zur Monarchie zu verhindern. „Es war ein Wunder, als beim Auftritt des Königs in Bukarest 1992 eine Million Menschen kamen und ihm zujubelten, obwohl dieser Auftritt von den Medien nicht angekündigt worden war.“  

Mit Königin Elisabeth zu Wied (1843-1916), die als Dichterkönigin „Carmen Sylva“ Bekanntheit erlangte, beschäftigte sich Dr. Silvia Irina Zimmermann. Sie hat 2012 die Forschungsstelle Carmen Sylva des Fürstlich Wiedischen Archivs in Neuwied gegründet und leitet diese seither ehrenamtlich. Zimmermann gibt auch die dortige Schriftenreihe mit Büchern von und über Carmen Sylva heraus. Sie sprach zum Thema „Die ‚Seelengespräche‘ der Königin Carmen Sylva – Andachten einer frommen Königin“. Bei den „Seelengesprächen“ handelt es sich um 21 von der Königin selbst verfasste Andachten. Die Literaturwissenschaftlerin hat diese jüngst in einer Neuausgabe dem deutschen Lesepublikum vollständig neu zugänglich gemacht.

Die ebenfalls in Hermannstadt  geborene Zimmermann ging auf das bewegte Leben der Monarchin ein, die als Ehefrau von Fürst Karol, des späteren Königs, selbst zur Monarchin wurde. Zimmermann machte deutlich, wie sehr die Fürstin dem christlichen Glauben verbunden war bis hin zur malerischen Ausgestaltung eines Evangelienbuches, das bis heute in der Grablege der rumänischen Königsfamilie in Curtea de Argeş zu besichtigen ist.

Die 1888 erstmals auf Rumänisch und 1900 auch auf Deutsch erschienenen Andachten erschienen ursprünglich in der Druckerei für Kirchenliteratur der Metropolie der Ungrowalachei. Es handle sich um sehr persönliche Glaubenszeugnisse zu Themen des Lebens und des Glaubens unter Bezug auf konkrete Bibelverse, die Menschen im Glauben stärken könnten. Zimmermann machte deutlich: „Diese Andachten sind aus meiner Sicht mit die besten Texte von Carmen Sylva. Sie zeigen gleichzeitig christliche Demut und Glaubensfreude.“

Pfarrer Dr. Jürgen Henkel nannte die Andachten „pietistisch geprägte echte Erbauungsliteratur ohne jede Engführung, die vom tiefen Glauben und der ansteckenden Glaubensfreude der Autorin zeugen“. Professor h. c. Hermann Schoenauer machte als Vorsitzender von „Ex fide lux“ deutlich: „Die heutige Veranstaltung zeigt auch die thematische Bandbreite unseres Instituts, das sich nicht nur der theologischen Wissenschaft, sondern auch Fragen der Geschichte, der Volkskunde und der Kultur Rumäniens widmet.“

Pfr. Jürgen Henkel , Selb-Erkersreuth