Religion und Freiheit (Crailsheim, 31.10.2021)

Wort gehalten von Metropoliten Serafim zur Ökumenischen Feierstunde zum Reformationstag, in der St. Bonifatius-Kirche, Crailsheim, 31. Oktober 2021.

Zunächst möchte ich den Organisatoren dieser Begegnung aus Anlass des Reformationstages, ganz persönlich Vater Franz-Joseph Konarkowski, für die Einladung herzlich danken, hier ein Referat zum Thema „Religion und Freiheit” zu halten. Von Gott zum Seelenhirten berufen, bemühe ich mich immer darum, mit allem was ich vortrage oder schreibe in erster Linie zur seelischen Erbauung derer beizutragen, die mir zuhören oder meine Beiträge lesen. So hat auch dieser Vortrag einen pastoralen Charakter.

Ein oberflächlicher Blick auf das Phänomen des Religiösen kann den Eindruck hinterlassen, dass die Religion etwas Sekundäres im Leben des Menschen und der Gesellschaft darstellt, wobei die Gesellschaft die Religion auch immer mehr in den privaten Bereich verbannt. Im Allgemeinen versteht der moderne Mensch Religion als eine Summe von Vorschriften und Pflichten, die sein ohnehin schon schwieriges Leben noch zusätzlich erschweren. Viele fragen sich: Warum sollten wir uns nicht der Religion gänzlich entledigen, um unser Leben zu erleichtern und frei zu sein? Viele glauben heute, dass die Religion den Menschen in seiner Freiheit beschneidet und ihn zwingt, an ihre dogmatischen und moralischen Vorschriften zu glauben und sich diesen zu unterwerfen. Das Wort „Dogma” selbst, das für die Gläubigen eine normative Wahrheit bedeutet, hat für den modernen Menschen einen grundsätzlich negativen Klang und Beigeschmack. Das Dogma würde eine blinde Unterwerfung unter jene Wahrheit fordern, die es zum Ausdruck bringt.

Der religiöse Fundamentalismus wiederum, der in allen Religionen zu finden ist und manchmal bis zu Religionskriegen und religiös motiviertem Terror auf die Spitze getrieben wird, trägt natürlich dazu bei, den falschen Eindruck noch zu verstärken, den viele von Religion ohnehin schon haben. Gegen jene Krieg zu führen, die eine andere Religion haben, oder gegen Ungläubige stellt eine Negierung der Religion selbst dar. Genauso ist der religiöse Proselytismus, der die Freiheit des Menschen nicht achtet, eine Sünde gegen den Heiligen Geist, den Geist der Freiheit. Ein Gott, der blinde Unterwerfung fordert gegen den Willen des Menschen, ist jedoch kein Gott, sondern nur eine Karikatur Gottes.

Einer der größten Religionshistoriker aller Zeiten, der 1986 verstorbene Rumäne Mircea Eliade, definiert den Menschen jedoch als Ergebnis seiner Forschungen als „homo religiosus”, weil die Religion zum Wesen des Menschen und seiner psycho-physischen Struktur gehört. Mit Eliade können wir sagen: Der Mensch ist von Natur aus religiös! Als Christen wissen wir, dasss der Mensch „nach Gottes Bild und Ebenbild” erschaffen wurde (Genesis 1,26), oder – wie es die Kirchenväter präzisieren, „nach dem Bilde Gottes”, um „zum Ebenbild Gottes zu werden”. Das „Bild” ist uns gegeben, die „Gottesebenbildlichkeit” wiederum ist eine Art „Programm” für das ganze Leben!   

Doch was verstehen wir unter „Bild Gottes” und was verstehen wir unter „Ebenbild  Gottes”? Das Bild Gottes im Menschen drückt seine Verwandtschaft mit Gott aus und ist in seiner spirituellen Natur zu suchen, denn „Gott ist Geist” (Johannes 4,24). Der Mensch ist durch seinen Geist mit Gott verwandt: „Wir sind von Gott”, sagt der Apostel Johannes (1. Johannes 4,6); der Apostel Paulus wiederum greift einen griechischen Philosophen auf und sagt: „In Gott leben, weben und sind wir” (Apostelgeschichte 17,28). Alles was Gott Seiner Natur oder Seinem Wesen nach ist, das ist der Mensch der Gnade nach, die ihn an allen göttlichen Eigenschaften teilhaben lässt! So wird der Mensch „Gott der Gnade nach” und widerspiegelt in der geschaffenen Welt alle ungeschaffenen Wesenseigenschaften Gottes. Daher sagen auch die asketischen Väter „Nach Gott sollst Du jeden Menschen wie Gott ehren!”

Für uns als Christen gilt:

  • Gott ist das Leben und der Ursprung allen Lebens; wenn der Mensch in Gemeinschaft mit Gott lebt, partizipiert er am Leben Gottes und gibt selbst Leben weiter.
  • Gott ist der Schöpfer und der Ursprung der Schöpfung; wenn der Mensch in Gemeinschaft mit Gott lebt, wird auch er zum Schöpfer innerhalb der Schöpfung und verschönert diese noch mit seinem Wirken.
  • Gott ist Liebe und die Quelle aller Liebe; wenn der Mensch in Gemeinschaft mit Gott lebt, ist auch er Liebe und teilt die Liebe mit seinen Nächsten.
  • Gott ist Freiheit und die Quelle aller Freiheit; wenn der Mensch in Gemeinschaft mit Gott lebt, ist auch er frei.
  • Gott ist Licht und die Quelle allen Lichts; wenn der Mensch in Gemeinschaft mit Gott lebt, nimmt auch er Anteil an Seinem Licht und wird selbst zum Licht.
  • Gott ist ewig; wenn der Mensch in Gemeinschaft mit Gott lebt, ist auch er zum ewigen Leben berufen.

So konzentrieren sich im Bild Gottes in uns alle göttlichen Eigenschaften; wir wiederum sind aufgerufen, diese in uns zu aktualisieren, um zum Ebenbild Gottes zu werden, also wie Gott zu werden, aber nicht nach Seiner Natur, sondern nach der Gnade. Und durch die Gnade verstehen wir die göttlichen Energien, die aus Gott hervorgehen und auf den Menschen und die ganze Schöpfung ausstrahlen, so dass Gott durch Seine Energien die gesamte Schöpfung durchstrahlt, erhält und ihrem finalen Sinn zuführt: dem neuen Himmel und der neuen Erde.  Gott ist überall gegenwärtig, im Menschen und in der Schöpfung, ohne mit dem Menschen oder der Schöpfung zu verschmelzen.

Die Gemeinschaft oder Verbindung des Menschen mit Gott drücken wir nun mit dem lateinischen Begriff „religio”, Religion, aus. Das bedeutet genau „Verbindung” des Menschen mit Gott beziehungsweise „Rückbindung” des Menschen an Gott. Als religiöses Wesen par excellence ist der Mensch ontologisch mit Gott verbunden, weil er das unzerstörbare Siegel des Bildes Gottes in sich trägt. Deshalb strebt der Mensch von Natur aus nach seinem Prototyp, von dem er unaufhörlich Leben, Licht, Weisheit, Kraft und alle Gaben empfängt. Denn alles kommt von Gott und teilt sich umsonst Seinen Geschöpfen mit. In der Seele eines jeden Menschen existiert ein natürliches Bestreben, das ihn dazu bringt, sich selbst zu überwinden, um Gott ähnlich zu werden bis hin zur Gottebenbildlichkeit. Du hast uns auf dich hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“, sagt der heilige Augustinus (Bekenntnisse I, 1). Dieses Streben bzw. diese Dynamik zu Gott hin verlangt vom Menschen ein Leben, das mit Gott immer mehr konform geht, indem der Mensch seine durch die Geburt und die Taufe empfangenen Gaben aktualisiert und wirksam werden lässt. Diese Synergie zwischen Mensch und Gott, also das Zusammenwirken des Menschen mit Gott, stößt immer auf die Gegenwehr und den Widerstand des Dämons, der den Menschen schon am Anfang in Versuchung geführt hat und ihn dazu gebracht hat, aus der ursprünglichen Gemeinschaft mit Gott herauszufallen. Der Sündenfall der ersten Menschen hatte kosmische Konsequenzen, so dass der Mensch aus freien Stücken und durch seinen freien Willen sich der eigenen Degradierung dahingegeben hat, und mit ihm die gesamte Schöpfung, die sich in seinem Herzen konzentriert (vgl. Römer 8, 21-22). Denn der Mensch ist ein Mikrokosmos; er rekapituliert in seiner Person die ganze Menschheit und die ganze Schöpfung.

Nach dem Herausfallen aus der Gemeinschaft mit Gott durch die Erbsünde ist der Mensch in seiner Seele mit zwei sich widersprechenden „Gesetzen“ konfrontiert: dem „Gesetz Gottes“ und dem „Gesetz der Sünde“. Das Gesetz Gottes ruft den Menschen zur Liebe und zum Vollbringen des Guten, das Gesetz der Sünde hingegen zum Vollbringen des Bösen (vgl. Römer 7, 15-25). Von Anbeginn an sagt Gott Seinem Volk: „Siehe, ich habe dir heute vorgelegt das Leben und das Gute, den Tod und das Böse. (…) Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen.“ (vgl. Deuteronomium 30, 15-20) 

Dieser Dualismus zwischen Leben und Tod, zwischen Gut und Böse, wurde in Christus, dem menschgewordenen Gottessohn, überwunden. In Christus, dem „Neuen Menschen” und „universalen Menschen”, existiert kein Dualismus mehr, auch kein Bestreben mehr nach dem Bösen sondern ein unendliches Streben zu Gott, dem Unendlichen. In Christus wird der Tod als schlimmste Konsequenz der Sünde besiegt. Der Apostel Paulus schreibt: „Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden.” (Galater 5, 24) Das Leben in Christus besteht folglich im Kampf gegen die Sünden und die Begierden, alle bösen Absichten und Bestrebungen, die unser Herz versteinern und uns im Egoismus verschließen und dadurch unsere reine Gemeinschaft mit Gott und den Nächsten zerstören. Die Mittel aber, mit denen wir kämpfen, sind das Gebet und die Askese wie auch die Kommunion an Leib und Blut des Herrn, die uns hilft, ein in jeder Hinsicht besonnenes Leben zu führen. Besonders das persönliche und gemeinschaftliche Gebet, das mit im Herzen konzentrierter Aufmerksamkeit verrichtet wird, sensibilisiert unser Herz für die dort eingestiftete Gegenwart der Taufgnade, die es öffnet und weitet für die Bedürfnisse unserer Nächsten. So besiegt die Gnade in uns den Egoismus und macht uns wirklich und wahrhaftig frei.

Als nach dem Urbild Gottes geschaffene Wesen können wir in Christus wirklich frei sein, Der in seinem menschlichen Wesen die ganze Menschheit und die ganze Schöpfung rekapituliert. Das Abbild Gottes im Menschen ist tatsächlich das Bild Christi, des Mensch gewordenen Gottes. Die Kirchenväter sagen, dass Gott in dem Moment, als er den ersten Menschen erschaffen hat, das inkarnierte Antlitz Seines Sohnes kontemplativ geschaut hat, nach dessen divino-humanem Urbild Er den Menschen geschaffen hat. Christus ist folglich der Prototyp des Menschen. Daher strebt jeder Mensch und strebt die ganze Schöpfung zu Christus hin, Der durch Seinen Tod und Seine Auferstehung den Menschen vom Gesetz der Sünde befreit hat. Christus sagt von sich selbst: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.” (Johannes 6, 14) Christus ist der Weg, dem wir folgen müssen, um unsere ewige Bestimmung zu erreichen; Christus ist die Wahrheit, die uns frei macht (Johannes 8, 32); und Christus ist das Leben in Fülle: „Ich bin gekommen, damit die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben.” (Johannes 10, 10)  

Der moderne Mensch, dem die religiöse Erziehung fehlt, glaubt, dass Freiheit darin besteht, ohne jede Einschränkung alles zu tun, was man selbst willst oder was einem gefällt. Doch dieses Denken ist eine Täuschung, denn dies führt zu Libertinage und Anarchie. Wir dürfen niemals vergessen, dass jede Form der Erziehung, nicht nur die religiöse Erziehung, auf eine Unterordnung aus freiem Willen unter bestimmte Regeln oder Prinzipien abzielt, die dem entsprechenden Bildungs- und Erziehungsprozess eigen sind und ohne die das angestrebte Ziel nicht erreicht werden kann. Die Schulausbildung, das Studium wie auch jede Berufsausübung setzt immer ein besonderes Bemühen um die Einhaltung eines Regelwerks voraus und ein Leben, das mit dem angestrebten Zweck konform geht. Der heilige Apostel Paulus nennt die Sportler als Beispiel, die „sich aller Dinge enthalten”, um einen „vergänglichen Siegerkranz” zu empfangen. Und so sagt er: „Ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn” (vgl. 1. Kor. 9, 25-27).

Das Wesen des Menschen ist von Geburt an von den Konsequenzen der Sünde der ersten Menschen geprägt, die eine Revolte gegen den Schöpfer und die Aufkündigung der Gemeinschaft mit Ihm bedeutet. Die Sünde der ersten Menschen, die auch „Erbsünde”  genannt wird, wird nicht von Gott deren Nachfahren auferlegt. Doch wir – alle Menschen – erben die menschliche Natur oder das menschliche Wesen in der durch die Erbsünde geschwächten Form als Folge der Ursünde, die im Tod endet. Wobei die Verantwortung für die konkrete Sünde immer beim einzelnen Menschen und in seiner freien Willensentscheidung liegt.

Der Tod ist mit der Sünde der ersten Menschen in die Welt eingetreten. Adam wollte wie Gott sein, aber nicht im Gehorsam Ihm gegenüber und in Gemeinschaft mit Ihm, sondern unabhängig von Ihm. Diese Versuchung, wie Gott zu sein, aber unabhängig von Ihm, trägt jeder Mensch seit Adam in sich! Doch die Unabhängigkeit von Gott führt zur Abhängigkeit von Seiner Schöpfung. Auf diese Weise verliert der Mensch die wahre Freiheit und wird zum Sklaven der Materie, des Geldes und der sündhaften Vergnügungen, die allmählich seine Seele pervertieren und seinen Leib zerstören. Der heilige Evangelist Johannes schreibt: „Wer Sünde tut, der ist der ist der Sünde Knecht.” (Johannes 8, 34) Und „der Sünde Sold ist der Tod” (Römer 6, 23)     

Trotzdem will der moderne Mensch nichts von der Sünde wissen. Schon diesen Begriff zu hören, bringt ihn in Verlegenheit. Auch wenn er in der Tiefe seines Daseins keinen Frieden findet, gerade weil er ein Sünder ist, so will der Mensch doch nicht die schmerzhafte Wirklichkeit der Sünde anerkennen. Dies ist die größte Selbsttäuschung des Menschen! Die Anerkennung der Sünde ist der erste Schritt zum Wiedererlangen der Freiheit. Gott sagt durch den Mund des Propheten Hesekiel: „So wahr Ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe.” (Hesekiel 33, 11)

Die Sünde darf nicht juridisch betrachtet werden: Der Mensch übertritt das Gesetz Gottes, also straft ihn Gott. Nein! Nicht Gott bestraft uns, sondern die Sünde selbst erzeugt in der Seele des Menschen Chaos, aus dem das Versagen, der Stress, die Unzufriedenheit, Krankheit und Schmerz erwachsen. Gott der Herr hat in Seine Schöpfung Gesetze gegeben, die sie regieren und leiten, damit im Universum Harmonie herrscht. Das Wort „Kosmos” hat im Griechischen auch die Bedeutung von Harmonie. Wenn im Kosmos Harmonie herrscht, dann deshalb, weil die Planeten und die Sterne die Gesetze respektieren, die Gott in ihre Natur eingepflanzt hat. Nur der Mensch übertritt die Gesetze Gottes und deshalb gibt es in seiner Seele und im sozialen Leben mehr Chaos als Harmonie. Gleichzeitig zerstört die Sünde des Menschen, besonders die Völlerei und die Jagd nach materiellen Gütern die Umwelt. Jede Sünde hat kosmische Konsequenzen, denn der Mensch rekaptuliert in sich das ganze Universum. Die Kirchenväter sagen, dass der Mensch ein Mikrokosmos ist; in seinem Herzen, der das Zentrum seines Wesens ist, konzentrieren sich die ganze Menschheit und die ganze Schöpfung!

Das Wiedererlangen der von Gott in die Seele des Menschen eingepflanzen Freiheit ist nur durch die Umkehr zu Ihm und das Respektieren Seiner Gebote möglich, die genau dafür gegeben sind, dass der Mensch ein harmonisches Leben führen kann, das ihm Frieden im Herzen und Freude in der Seele schenkt. Es ist wahr, dass ein Mensch, der es gewohnt ist, die Güter dieser Welt wie Speis und Trank und sonstige Vergnügungen jedweder Art und sogar seine Mitmenschen zur Befriedigung seiner Leidenschaften zu benützen und auszunutzen, nur schwer zu einem Leben gemäß seiner von Haus aus guten, aber von schlechten Gewohnheiten verdrehten und fehlgeleiteten Natur zurückfinden kann. Es braucht einen harten Kampf zur Selbstüberwindung, der uns aber, unterstützt vom Heiligen Geist, allmählich die in der Sünde verlorene wahre Freiheit zurückgewinnen lässt.

Die Freiheit identifiziert sich mit der Liebe, denn Gott ist die Liebe. Und Liebe bedeutet Verantwortung: Veranwortung gegenüber der Schöpfung Gottes und Verantwortung gegenüber allen Menschen. Im Blick auf die Einheit des Menschengeschlechts ist jeder Mensch verantwortlich für alle und alles, was existiert. In diesem Sinne gilt:

  • Freiheit bedeutet, gut, schön und harmonisch zu leben.
  • Freiheit bedeutet, den inneren Seelenfrieden zu haben und im eigenen Umfeld Frieden auszustrahlen.
  • Freiheit bedeutet, immer Dankbarkeit im Herzen und in der Seele zu haben.
  • Freiheit bedeutet, anderen immer Gutes zu tun, unabhängig von der Person, und nichts Böses tun zu können. Nur so sind wir frei: wenn wir Gutes tun! Wenn wir Böses tun, sind wir nicht frei!

Schon Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., hat immer wieder betont: Es gibt keine Freiheit ohne Verantwortung. Schlußendlich bedeutet Freiheit die Umsetzung des Doppelgebots der Liebe im eigenen Leben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt“ (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19,18). „In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten” (Matthäus 22, 37-40). Der heilige Augustinus hat völlig zu Recht gesagt: „Liebe und dann tue, was du willst” (Dilige et quod vis fac).

† Metropolit Serafim