Rumänisch-orthodoxer Erzbischof besucht erstmals Passau

Dr. Serafim Joantă ruft anlässlich des Terroranschlags auf „Charlie Hebdo“ auf, für den Frieden zu beten

Von Theresia Wildfeuer, Passauer Neue Presse – Passau (13 Jan 2015)

Der rumänisch-orthodoxe Erzbischof und Metropolit für Deutschland und Zentraleuropa, Dr. Serafim Joantă, hat zum ersten Mal  Passau besucht und mit der vor einem Jahr gegründeten rumänisch-orthodoxen Pfarrei „Mariä Geburt“  Passau im spectrumKirche, Haus Mariahilf, mit rund 60 Teilnehmern aus Passau und Umgebung, Regensburg und Straubing einen festlichen, mystisch orientierten Gottesdienst gefeiert.

Der Erzbischof freute sich, mit den rumänisch-orthodoxen Christen der Stadt erstmals Gottesdienst begehen zu können. Sie seien alle gut integriert, wollten aber ihren traditionellen Glauben behalten. Dieser sei für sie seelische Heimat und für die Integration im neuen Zuhause wichtig, „um die Seele zu kultivieren und zu nähren“.

Der Metropolit feierte mit den Gläubigen eine zweistündige „göttliche Liturgie“ in mystischer Atmosphäre zum ersten Sonntag nach dem Fest der Taufe Jesu, das die rumänisch-orthodoxe Kirche am 6. Januar begeht, um damit an den Beginn der Verkündigung durch Jesus zu erinnern. Das Besondere an der bischöflichen Eucharistie waren die tief gehenden Gesänge und Gebete. Er rief auf, im Blick auf den Terroranschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris für den Frieden zu beten, „für die Einheit aller“ sowie den Fortbestand der Kirche und eine gute Ernte.

Der Erzbischof erinnerte in seiner Predigt an die 40 Tage, die Jesus in der Wüste verbrachte, und die Versuchungen Satans. Als dieser Jesus zum Beispiel befohlen habe, Steine in Brot zu verwandeln, habe Christus gesagt, der Mensch lebe nicht vom Brot allein. Dies sei auch in der heutigen Zeit wichtig. Die Menschen sollten nicht nur an Materielles denken, sondern auch an das Spirituelle. Eine weitere Versuchung, der Jesus widerstanden habe, zeige, dass die Menschen die Schätze der Welt nicht als Götzen sehen sollten. Diese seien Gotteseigentum. „Wir sind nur Verwalter“, sagte der Erzbischof. Sehen die Menschen im Leben nur weltliche Dinge, würden sie den Blick für die Ewigkeit verlieren. Der Metropolit rief zum Umdenken, zur Umkehr zu Gott auf und dazu, ihn an die erste Stelle im täglichen Leben zu stellen.

Die rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinde Passau ist weit verstreut. „Wir sind von der Fläche her die größte Pfarrei Deutschlands“, sagte Pfarrer Vasile Florin Reut aus  Regensburg, der die Passauer betreut. Sie reiche von Regensburg bis Passau, von Zwiesel bis kurz vor München und zähle mehrere 10 000 Gläubige. Viele wüssten aber noch nicht, dass sich in der Dreiflüssestadt eine eigene Kirchengemeinde gründete. Er lud ein, zu kommen. Die Türen der Gemeinde stünden offen. Die Orthodoxen seien den Katholiken und Protestanten nicht fremd. Ihr Akzent betreffe aber vor allem das Herz. Nicht nur mit der Ratio, dem Kopf, zu beten, sondern auch das Herz einzuschließen, sei Anliegen. Dann werde das Gebet perfekt. Die rumänisch-orthodoxe Kirche leiste viel Caritatives. Sie helfe vor allem bedürftigen kinderreichen Familien in Rumänien.

Domkapitular Monsignore Manfred Ertl, Ökumene-Referent brachte als Vertreter von Bischof Dr. Stefan Oster seine Freude über die neue Kirchengemeinde zum Ausdruck, die seit einem Jahr besteht. Jeden zweiten Sonntag im Monat gebe es für sie im spectrumKirche die Möglichkeit, einen Gottesdienst zu feiern. Er betonte das geschwisterliche Miteinander. „Wir wollen in Passau ein Zeichen setzen. Wir wollen mit anderen christlichen Kirchen ein gutes Miteinander pflegen“, sagte Ertl. Er erinnerte an die große Feier im Dom im November vergangenen Jahres. Nur ein glaubwürdiges Miteinander könne in dieser Zeit überzeugen. Dafür gelte es in Passau Sorge zu tragen.

„Ein gutes Miteinander der Kirchen ist ein Vorbild für den Dialog der Weltreligionen, der eine wichtige Voraussetzung für den Frieden zwischen den Völkern ist“, betonte Bürgermeister Urban Mangold. Er hieß den Metropoliten im Namen der Stadt herzlich willkommen.

Auch Domvikar und Hausherr Monsignore Dr. Bernhard Kirchgessner begrüßte den Erzbischof, der in Fagaras in Rumänien aufwuchs, Theologie studierte und in Paris und Hermannstadt in Rumänien lehrte.

Der Gottesdienst der rumänisch-orthodoxen Pfarrei „Mariä Geburt“ Passau findet jeden zweiten Sonntag im Monat von 10 bis 12 Uhr im spectrumKirche statt.

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