Erster orthodoxer Verspergottesdienst im Kölner Dom

Orthodoxe Bischöfe und zahlreiche Gläubige feiern zum ersten Mal einen orthodoxen Gottesdienst im Kölner Dom

Mag. Mirko Kolundzic, Leiter des Orthodoxen Informationsdienstes (OID); Artikel übernommen aus dem Orthodoxen Informationsdienst, Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland

Köln, 01.12.2015 (OID) Mehr als 1500 orthodoxe Christen haben sich am Freitagabend im Kölner Dom, gemeinsam mit ihrem Klerus, eingefunden, um eine orthodoxe Vesper mit anschließender Verehrung der Gebeine der Magier und Märtyrer, die im „Dreikönigsschrein“ aufbewahrt werden, zu vollziehen.

Anlass für diese historische orthodoxe Vesper war die Herbsttagung der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, die heuer in Köln stattfand. Auf Einladung des Kölner Domkapitels und des Erzbischofs von Köln Kardinal Rainer Maria Woelki konnte die Vesper am Hochaltar des Domes gefeiert werden, der am 27. September 1322 geweiht wurde.
Die Mitglieder der Orthodoxen Bischofskonferenz (16 Bischöfe), zahlreiche Priester und Diakone und über 1500 orthodoxe Gläubige hatten sich zu dieser Vesper versammelt. Die Vesper wurde von Priester Radomir Kolundzic und Diakon Gregorios Sorovakos in mehreren Sprachen, unter der Teilnahme von drei orthodoxen Chören aus griechischen, russischen und rumänischen Gemeinden, zelebriert.
Bischöflicher Liturge der Vesper war Bischof Sergije von Frankfurt und Deutschland. Der serbisch-orthodoxe Bischof rief in seiner Predigt die Gläubigen auf, die Feiertage in richtiger Weise zu begehen. Für einen Orthodoxen ist dabei wesentlich der Gottesdienst, die Feier der Liturgie. Gerade im Kölner Dom, so Bischof Sergije, ist an den Weihnachtstagen die Freude zu spüren, dass „Gott den Menschen und die Welt“ umarme.
Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland Metropolit Augoustinos dankte in seiner Rede für die einmalige Betstunde im Dom, die für ihn ein Höhepunkt in seiner langen Zeit in Deutschland ist. Metropolit Augoustinos rief die orthodoxen Christen auf, sich als eine große Gemeinschaft zu begreifen und sich nicht in Nationalitäten aufspalten zu lassen.
„Wir alle haben den einen heiligen orthodoxen Glauben“, sagt er Metropolit Augoustinos. Alle seien als orthodoxe Christen gemeinsam Zeugen des Glaubens. Angesichts vieler gewaltsamer Auseinandersetzungen betonte er: „Der Glaube wird uns retten, nicht das Militär.“ Und an die Katholiken richtete er die Bitte nach mehr ökumenischer Gemeinsamkeit, dass „alle eins sind, damit die Welt glaubt“.
Im Anschluss an die orthodoxe Vesper haben die zahlreichen Gläubigen die Reliquien der Heiligen Magier und Märtyrer in einer Prozession verehrt.

Informationen zu den Reliquien:

Die Magier (griech. Μάγοι), Weise aus dem Morgenland (oder in Deutschland, besonders im Rheinland, auch „Heilige Drei Könige“ genannt) sind die im Matthäus-Evangeliums (Mt 2) erwähnten „Sterndeuter“, die durch den Stern zum neugeborenen Herrn Jesus Christus nach Bethlehem geführt wurden. Die in der Westkirche verbreiteten Namen Caspar, Melchior und Balthasar werden erstmals im 6. Jahrhundert erwähnt. In der orthodoxen Kirche wird ihrer am Fest der Christgeburt am 25. Dezember / 7. Januar in etlichen Hymnen gedacht. Nach der Überlieferung hat die hl. Helena, die Mutter des apostelgleichen Kaisers Konstantin, auf einer Pilgerfahrt in Palästina um das Jahr 326 die Gebeine der Magier gefunden und mit sich genommen. Bischof Eustorgius von Mailand († um 350) habe dann einige Jahre später die Reliquien als Geschenk des Kaisers erhalten und persönlich nach seinem Bischofssitz Mailand überführt. Nach der Eroberung Mailands durch den römisch-deutschen Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1162 erhielt der kaiserliche Kanzler und Kölner Erzbischof Rainald von Dassel die Gebeine 1164 als Geschenk vom Kaiser. Am 23. Juli 1164 gelangten die Reliquien nach Köln, wo sie bis heute im Kölner Dom verehrt werden, und zwar im so genannten „Dreikönigenschrein“, der etwa zwischen 1190 und 1225 durch den Goldschmied Nikolaus von Verdun gefertigt wurde; er gilt als das größte und künstlerisch anspruchsvollste Reliquiar, das aus dem deutschen Mittelalter erhalten ist.
Im Schrein ruhen auch noch Gebeine dreier weiterer Heiliger, und zwar Martyrer aus der diokletianischen Verfolgung. Der erste von ihnen ist der Priester Gregor von Spoleto in Umbrien. Der alten Überlieferung (Ende des fünften oder zu Beginn des sechsten Jahrhunderts) nach ist er für seinen Glauben gefoltert und enthauptet worden, wohl im Jahr 304. Schon seit dem 10. Jahrhundert, zur Zeit des hl. Erzbischofs Bruno (925-965) befinden sich die Gebeine des Heiligen im Kölner Dom und sind somit vermutlich die ältesten erhaltenen Körperreliquien in der Kathedrale.
Die beiden anderen Martyrer im Schrein sind der hl. Nabor, ein römischer Soldat in Afrika, und sein Kamerad Felix von Afrika. Sie wurden um 304 – ebenfalls unter Kaiser Diokletian – zusammen mit in Lodi bei Mailand enthauptet. 1164 kamen einige Reliquien der Beiden zusammen mit den Gebeinen der  Magier nach Köln. Die hll. Nabor und Felix gelten als Schutzpatrone gegen Kinderkrankheiten und werden bei Ohrenleiden angerufen.