Grußwort zur Jubiläum-Diözesanversamlung (München, 31.05.2024)

Eure Eminenz, Eure Exzellenzen,
Eure Hochwürden,
Eure Exzellenz, Frau Botschafterin Rumäniens in Deutschland,
Sehr geehrter Herr Minister Staatssekretär für das „Department der Rumänen von überall“
Sehr geehrter Herr Minister Staatssekretär für religiöse Angelegenheiten,
verehrte Mitglieder der Diözesanversammlung,

Christus ist auferstanden!

Herzlich willkommen zu der Arbeitssitzung der Diözesanversammlung in diesem Jubiläumsjahr: 30 Jahre des Bestehens unsere Metropolie. Im Jahr 1993 hat eine Gruppe von Priestern und Gläubigen aus Deutschland unter der Leitung des Priesters Simion Felecan von der Pfarrei „Buna-Vestire“ in München und des inzwischen verstorbenen Dr. Nicolae Stroescu-Stânișoară, Direktor der rumänischen Sektion von Radio Free Europe, einen Antrag an die Heilige Synode der Rumänisch-Orthodoxen Kirche gestellt, zur Errichtung einer neuen kirchlichen Struktur in diesem Teil Europas mit dem Titel „Rumänische Orthodoxe Metropolie von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa“. Der Antrag wurde genehmigt, und am 5. Juni 1994 wurde in München der erste Vorsteher dieser Metropolie eingesetzt. Zu dieser Zeit lebten etwa 300.000 Rumänen in Deutschland, die zumeist mit Deutschen aus Siebenbürgen und dem Banat verheiratet waren. Die neue Metropolie hatte neun Pfarreien in Deutschland, zwei in Österreich und drei in Schweden. Im Jahr 2008 gründete die Heilige Synode die „Rumänische Orthodoxe Diözese von Nordeuropa“ mit Sitz in Stockholm als Suffraganbistum der Metropolie. Heute gibt es allein in unserer Erzdiözese 200 Pfarreien für etwa 1,5 Millionen rumänische Orthodoxe in Deutschland, Österreich und Luxemburg, was bedeutet, dass jeder Pfarrgemeinde durchschnittlich 7000 Gläubige zugeordnet sind.

Mangels jeglicher materiellen Grundlage begann die Metropolie ihre Existenz im Ostkirchlichen Institut in Regensburg, dank der Großzügigkeit von Pater Dr. Albert Rauch (+ 2015), dem Direktor des Instituts, einem großen Freund der Rumänisch-Orthodoxen Kirche. Nach nur fünf Jahren, im Jahr 1999, konnte die Metropolie das heutige Zentrum in Nürnberg kaufen, hauptsächlich durch Spenden der Gläubigen, aber auch mit Hilfe der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche in Deutschland sowie des rumänischen Patriarchats. Im Laufe der Jahre wuchs die Metropolie immer mehr, durch die Gründung neuer Pfarrgemeinden und den Bau oder Kauf weiterer Kirchen. Die meisten Gemeinden üben ihre liturgische und seelsorgerische Arbeit jedoch in von der katholischen oder evangelischen Kirche angemieteten Gotteshäusern aus. Wir haben den beiden hiesigen Mehrheitskirchen bei jeder Gelegenheit gedankt, und wir danken ihnen auch bei diesem festlichen Anlass für die Liebe, mit der sie ihre orthodoxen Geschwister mit offenen Armen empfangen. Wir danken auch dem bayerischen Staat, der uns 2006 nach langen Verhandlungen den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR) verliehen hat, die höchste Anerkennung einer öffentlichen Einrichtung in Deutschland.

Da wir in einer multikonfessionellen Gesellschaft leben, in der viele rumänische Orthodoxe mit Deutschen verheiratet sind, waren wir von Anfang an offen für den ökumenischen Dialog, sowohl auf lokaler als auch auf zentraler Ebene. Obwohl unsere Gesellschaft säkularisiert ist, hängen die meisten Christen an der Kirche, in der sie getauft wurden, und an ihren geistlichen Werten. Wir glauben, dass Gott uns Orthodoxe in der ganzen Welt verstreut hat, um die lebendige Tradition der ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends zu bezeugen, sowohl im Hinblick auf die Unversehrtheit des Glaubens als auch auf das mystische, geistliche Leben. Die Tradition verwurzelt uns in der Geschichte, gibt uns Halt und Inspiration. Der Glaube und die moralischen Gebote des Evangeliums können nicht an den Zeitgeist angepasst werden, sondern der Mensch ist aufgerufen, sie in aller Freiheit zu achten, damit er sich selbst verwirklichen kann und nicht unter seine Natur fällt. Die orthodoxe Spiritualität, eine mystische und asketische par excellence, hilft dem Gläubigen, das Gleichgewicht seiner körperlichen und geistigen Kräfte zu bewahren oder wiederzuerlangen, die sich wie in einem Brennpunkt in seinem Herzen konzentrieren. Aber dieser Zustand der Freiheit und des inneren Friedens, nach dem der Mensch von Natur aus strebt, kann nur durch Gebet und Askese erreicht werden. Deshalb ist die orthodoxe Kirche eine Kirche des Gebets und der Askese. Durch Gebet und Askese, das heißt durch Fasten und Verzicht auf die schuldhaften Vergnügungen des Lebens, schafft die Gnade im Menschen allmählich ein gutes und barmherziges Herz, das in sich die ganze Menschheit und den ganzen Kosmos zusammenfasst. Wir sind daher aufgerufen, die lebendige Tradition der Kirche, die in ihren Mysterien, vor allem in der heiligen Liturgie, zum Ausdruck kommt, voll und ganz zu achten, aber auch die Kanones und die kirchlichen Ordnungen zu respektieren, die uns helfen, nicht in Sünde zu verfallen und uns selber nicht mit dem Geist der Welt zu identifizieren. Deshalb bestehen wir immer auf die andächtige Feier der heiligen Liturgie und der anderen heiligen Mysterien und Gottesdienste, weil all diese die Gläubigen zum Gebet anregen. Wir bestehen auch auf der Katechese der Kinder und Jugendlichen, ohne die wir keine Zukunft haben. Aber es ist notwendig, zuerst die Eltern und die Tauf- und Traupaten religiös zu bilden oder fortzubilden, damit sie ihrerseits die Kinder und Jugendlichen geistlich erziehen können. Unser Ziel ist es, dass es keine Gemeinde ohne Sonntagsschule oder Katechismusunterricht gibt!

Unsere Pfarreien sind echte geistliche Botschaften, sowie lebendige Brücken zwischen den Völkern. Wir leben nicht in sprachlichen oder religiösen Gettos, denn wir sind offen für alle unsere Mitmenschen. Wir integrieren uns in die Gesellschaften, in denen wir leben, ohne unsere eigene Identität zu verlieren, die von der Sprache, der Kultur und der Spiritualität des Volkes geprägt ist, in dem wir geboren wurden. Eine gesunde Identität ist offen für die Werte der anderen, denn niemand kann sich selbst genug sein. Wir alle brauchen jeden! Und wir alle werden durch den anderen bereichert, ohne unsere eigene Identität zu verlieren.

Abschließend danke ich den Priestern und Diakonen unserer Erzdiözese und ihren Familien für ihren Einsatz für die Kirche, der oft mit großen Opfern verbunden ist. Mein Dank gilt auch unseren Gläubigen, die sich im Leben unserer Pfarreien engagieren und uns auf vielfältige Weise helfen. Ich danke der Heiligen Synode der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, an dessen Spitze Seine Seligkeit Patriarch Daniel steht, für ihre Sorge um die rumänischen Gemeinden in der Diaspora. Ich danke dem rumänischen Staat, der uns durch das „Department für Rumänen im Ausland“ und durch das „Staatssekretariat für Kulte“ bei den verschiedenen Projekten hilft, die wir haben, insbesondere beim Bau oder Kauf unserer eigenen Kirchen.

Wir geben dem Heiland Jesus Christus, dem Sieger über den Tod, die Ehre und danken ihm für die Wunder, die er mit uns in den 30 Jahren des Bestehens der Metropolie gewirkt hat, und wir bitten Ihn, uns alle unsere Unzulänglichkeiten und Fehler zu vergeben!

Christus ist auferstanden!

Metropolit Serafim

München, 31.05.2024