Ein neuer Band in rumänischer Sprache über die Heiligen der deutschen Lande

Pfr. Alexandru Nan, Vorbilder im Wandel der Zeiten: Weitere Heilige des deutschen Raums (230 S.), Renaissance Verlag, Cluj (Klausenburg), 2024

2017 veröffentlichte Pfr. Alexandru Nan im Verlag Renașterea der Metropolie Cluj (Klausenburg) den rumänischsprachigen hagiographischen Band Pe urmele sfinţilor din Apus. Sfinţii spaţiului german (deutsch: Auf den Spuren der Heiligen des Abendlandes). Die Heiligen des deutschen Raums, ein Blumenstrauß mit 21 Heiligenviten. Dieses Werk trug wesentlich dazu bei, einige der deutschen Lokalheiligen des ersten christlichen Jahrtausends unter den orthodoxen Rumänen in Deutschland, Österreich und Luxemburg bekannt zu machen, nachdem sie 2015 in den Kirchenkalender Aufnahme gefunden hatten. In einer Zeit, in der die Säkularisierung und das Vergessen traditioneller Werte immer präsenter werden, hat dieses Werk die Erinnerung an wesentliche Gestalten des westlichen Christentums wiederbelebt.

Sieben Jahre später veröffentlicht der oberbayerische Protopop im selben Verlag eine Fortsetzung mit dem Titel Modele peste veacuri: Alți sfinți ai spațiului german (deutsch: Vorbilder im Wandel der Zeit – Weitere Heilige des deutschen Raums), in dem das Leben und die Beiträge weiterer Heiliger de bergigen Abendlands untersucht werden, wobei Ähnlichkeiten mit Heiligen aus dem Osten hervorgehoben und ihre Rolle bei der Stärkung des rechten Glaubens und der Identität in der Diaspora betont werden. Der umfangreiche 230-seitige Band bietet einen umfassenden Überblick über die frühen deutschen Heiligen und beleuchtet ihr Leben, ihren Kampf für den Glauben und ihren bedeutenden Beitrag zur Gestaltung der christlichen Identität in der Region. Von Missionaren und Märtyrern bis hin zu Bischöfen und Betern wird jede Figur, die durch ein Leben im Dienst des Evangeliums geheiligt wurde, mit Sorgfalt und Respekt für ihr geistliches Erbe vorgestellt.

„Wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel“ (1 Petrus 1,15), so lautet der Titel des Vorworts von S.E. Metropolit Seraphim. Der geistliche Vater der Rumänen in Deutschland, Mittel- und Nordeuropa hebt in seinen Worten die Bedeutung der Heiligen in der orthodoxen Tradition und im heutigen Leben der Gläubigen hervor. Seine ermutigende Botschaft unterstreicht die spirituelle Kontinuität zwischen den Christen des Ostens und des Westens und fördert die Verehrung der Heiligen als ein wesentliches Element der christlichen Identität. Da unsere Heiligen lebendige Vorbilder des Glaubens an Gott sind, trägt die Kenntnis ihres Lebens und ihre Verehrung zur Stärkung der Gemeinschaft der Gläubigen und zur Weitergabe der christlichen Lehren in der heutigen Gesellschaft bei.

Vater Alexandru (Nan) begründet seinen redaktionellen Ansatz im Vorwort, ausgehend von der positiven Aufnahme und Würdigung des 2017 erschienenen 1. Bandes, gefolgt von zahlreichen Folgepublikationen über die Gemeinschaft der Heiligen in Zeitungen und Zeitschriften. In der Zwischenzeit sind ähnliche Werke auf diesem Gebiet erschienen. Doch die große Zahl der Ortsheiligen, die den Orthodoxen in Deutschland noch eher unbekannt und in einer zunehmend säkularisierten Welt von Anonymität bedroht sind, zwingt Theologen wie auch Historiker und Religionssoziologen zu einer Neubewertung der christlichen Vorbilder. Sie sind jedoch keine musealen Relikte, sondern Gesprächspartner in einem geistlichen Dialog, den der Autor vorschlägt, um aus der geistlichen Lethargie zu erwachen: „Was würden uns die Heiligen der Alten Kirche und des Frühmittelalters, von denen viele gewissermaßen einer Minderheit angehörten, die aus menschlicher Sicht nicht an kirchlichen ‚Erfolg‘ denken konnten, heute sagen? Was würden sie sich heute fragen, wie Westeuropa entstanden ist, was aus dem in diesen Ländern verkündeten Evangelium geworden ist? Was würden uns diese ‚Kulturvermittler‘ sagen, wenn wir uns mit ihnen an einen Tisch setzen würden? Wie würden sie unseren geistlichen Zustand einschätzen, welche kritischen Fragen würden sie stellen und welche Ratschläge uns geben? Ich fürchte, viele von ihnen wären schockiert darüber, was wir aus der Freiheit gemacht haben, die wir durch den Märtyrertod vieler Christen im Laufe der Jahrhunderte – insbesondere im 20. Jahrhundert! Sie würden uns wahrscheinlich erstaunt sagen: Das hätten wir nie erwartet, das konnten wir uns nicht vorstellen!“ Das Erscheinen dieses hagiografischen 2. Bandes ist also durch die Aktualität dieser Figuren motiviert, die sich auf ihr Vorbild, den Erlöser Christus, beziehen, denjenigen, der Europa Sinn und Identität verleiht, und das nicht nur aus religiöser Sicht.

Der vorliegende zweite Band wird fortgesetzt mit einem großzügigen Abschnitt, der der Bedeutung der Pilgerfahrt in der frühen Kirche gewidmet ist (S. 15-28) – ausgehend von der Tatsache, dass sowohl in der Vergangenheit als auch heute Reisen auf den Spuren der Heiligen oder zu den Orten, an denen sie für Christus gelebt haben, zu den praktischen Formen der Manifestation und Stärkung des Glaubens gehören. Nach einer antiken Geschichte der Pilgerfahrt, die auch in Ägypten, Griechenland und Rom, ferner in Indien und sogar in Japan praktiziert wurde, erwähnt der Autor die ersten Pilgerfahrten zu den Heiligen Stätten, die von apusischen Christen (Anonymus Burdigalensis, die fromme Egeria, die heilige Helena, der berühmte Hieronymus) unternommen wurden, aber auch von einigen Kritikern dieser Reisen (wie dem heiligen Paulinus von Nola und Gregor von Nazianz).

Bei der Vertiefung des Buches entdeckt der Leser, beginnend mit dem Heiligen Magnus, einem Missionar im Raum Augsburg, die Porträts von 26 Heiligen, die nach der Struktur des Kirchenjahres geordnet sind und alle mehr oder weniger mit der Stadt Trier verbunden sind, dem alten Zentrum der deutschen Christenheit, wo der Heilige Kaiser Konstantin der Große, der den Christen die Freiheit schenkte, seine Kindheit verbrachte. Jedes Porträt enthält eine Biografie, die aus zahlreichen Quellen zusammengetragen, verglichen und auf ihren historischen und spirituellen Wert hin abgewogen wurde. Dadurch werden wertvolle Informationen über den historischen, sozialen und religiösen Kontext verdeutlicht. Auf diese Weise wird die Lektüre auch zu einer Reise in die vergangenen Realitäten des Landes, in dem heute mehr als eineinhalb Millionen Rumänen dauerhaft oder vorübergehend leben. Es mangelt nicht an Informationen über Kirchen, die diesen Heiligen geweiht sind, über Schreine mit ihren Reliquien und oft auch ihre Hymnen, die im kirchlichen Sprachgebrauch Troparien genannt werden – all dies, um ihre konkrete Verehrung im heutigen Gemeindegottesdienst zu fördern. Und schließlich ist das reiche bibliographische Angebot an Monographien, Enzyklopädien und Internet-Quellen eine willkommene Ergänzung für alle, die sich tiefergehen mit dem Leben und der Verehrung der abendländischen Heiligen beschäftigen möchten.

Als jemand, dem diese christlichen Schätze ebenfalls am Herzen liegen und der Informationen, Bilder und vor allem persönliche Eindrücke gesammelt und an den Reliquien einiger der in diesem Band thematisierten Heiligen bereits gebetet hat, wie z. B.: Sebaldus von Nürnberg (unserem Metropolitansitz), Goar vom Rhein, Cassius und Florentius (die seit mehr als einem Jahrzehnt als Schutzpatrone der rumänischen Gemeinde in Bonn verehrt werden), Äbtissin Walburga (die in Eichstätt noch immer in Heilungsgebeten angerufen wird), und weitere, deren Verehrungsstätte ich noch nicht erreicht habe.

Ich betrachte einen solchen historisch-theologischen Ansatz als guten Wegweiser für Gelegenheitspilger, die im Namen Gottes oder zu privaten Zwecken unterwegs sind und die Heiligen vor Ort verehren möchten, die ein Christus wohlgefälliges Leben geführt haben und die für alle Christen, besonders aber für mich persönlich, zum Vorbild geworden sind.

All jene, die sich für die orthodoxe Tradition und Spiritualität interessieren, die mit einer unendlichen Zahl an Heiligen der Kirche nicht enden mag, sondern sich sowohl auf die Suche nach den Wurzeln der Verkündigung des Evangeliums, die sich bis in alle Erdteile, in alle Richtungen, bis an die Enden der Welt, erstreckt, finden in der neuesten Veröffentlichung von Vater Alexandru (Nan) eine gute Gelegenheit, ihren geistigen Horizont zu erweitern. Es dürften sich schnell Stimmen erheben, die für einen dritten Band mit noch mehr Heiligenleben plädieren. Crispinian, Crispin und Wiho von Osnabrück, Isidor von Brandenburg, Adalar von Erfurt, Ursula, Kunigunda und Christiana von Köln, die Äbtissinnen Lioba und Odilia, Victor von Xanten, Wendelin von Trier und viele andere warten darauf, von den orthodoxen Gläubigen entdeckt zu werden.

Rezension von Protos. Dr. Ioan Popoiu

Übersetzt ins Deutsch: Diak. Julian Dettling