Ein neuer Stern am Himmel der Kirche: Die deutsche Veröffentlichung des Akathistos des Heiligen Arsenie von Prislop

Mit großer Freude und Dankbarkeit kündigt die Rumänische Orthodoxe Metropolie die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung des Akathistos auf den Heiligen Ehrwürdigen Arsenie von Prislop (Boca) an, dessen Gedenken die Heilige Kirche am heutigen 28. November 2025 feiert. Die Neuübersetzung erscheint inklusive eines Begleitartikel mit seiner Lebensgeschichte in der Dezemberausgabe 2025 der traditionsreichen Vierteljahreszeitschrift Der Schmale Pfad (12/2025) – die seit vielen Jahren verlässliche geistliche Orientierung und hochwertige orthodoxe Texte im deutschen Sprachraum bietet – und begleitet ein Gedenken, das in diesem Jahr eine besondere Leuchtkraft besitzt: Erst am 4. Februar 2025 wurde Hieromonach Arsenie Boca durch die Heilige Synode der Rumänischen Orthodoxen Kirche offiziell glorifiziert.

Der kurze zeitliche Abstand zwischen seiner Heiligsprechung und der Veröffentlichung seiner ersten deutschsprachigen liturgischen Hymnen macht diesen Moment zu einem geistlichen Meilenstein. Er eröffnet den Gläubigen des rumänischsprachigen wie deutschsprachigen Raumes eine neue Möglichkeit, dem wirkmächtigen Leben und dem unerschöpflichen geistigen Vermächtnis dieses großen rumänischen Beichtvaters zu begegnen.

Ein Heiliger für unsere Zeit

Arsenie von Prislop (1910–1989) gehört zu den eindrucksvollsten Gestalten der rumänischen Orthodoxie des 20. Jahrhunderts. Sein asketisches Leben, seine geistliche Klarheit, sein Mut als Bekenner und sein unerschütterlicher Glaube machten ihn schon zu Lebzeiten zu einem geistlichen Bezugspunkt für Hunderttausende.

Wie der biographische Begleitartikel von Vater Diakon Julian Dettling festhält, galt er vielen als „der größte rumänische Beichtvater des 20. Jahrhunderts“. Seine Lebensgeschichte liest sich wie ein Evangelium im Zeitalter der Ideologien: ein begnadeter Theologe und Ikonenmaler, ein Mönch von außerordentlicher innerer Disziplin, ein unbeirrbarer Zeuge Christi in den Verfolgungsjahren kommunistischer Unterdrückung. Nie scheute er sich, dem Zeitgeist zu widersprechen. So predigte er 1944 offen gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, die sich, wie er sagte, „mit Krieg gegen die Ordnungen der Natur und Gottes erhoben hat“. Ebenso furchtlos stellte er sich später den atheistischen Machthabern Rumäniens entgegen, die ihn mehrfach inhaftierten und schließlich laisieren ließen – ein Unrecht, das die Kirche 1998 wiedergutmachte. Seine Heiligsprechung im Jahr 2025 krönt daher ein Leben, das in heroischer Weise Christus zugewandt blieb und dessen Früchte bis heute in den Herzen der Gläubigen sichtbar sind.

Der neu veröffentlichte Akathistos ist nicht bloß ein poetischer Text, sondern ein geistliches Zeugnis. Er fasst das Leben und die Gnadengaben des Heiligen Arsenie in die vertrauten, liturgisch tief verwurzelten Strukturen der Orthodoxen Hymnographie. Schon der erste Kondakion ruft die Gläubigen auf, sich geistlich zu sammeln:

„Kommt, all ihr Gläubigen, lasst uns versammeln, um den Heiligen Arsenie von Prislop zu ehren … und lasst uns ihm singen: Freue dich, Ehrwürdiger Vater Arsenie, Gottesträger!“

Hier klingt bereits die Freude über einen Heiligen an, der nicht fern, sondern „wie ein Apostel“ mitten in der von politischen Erschütterungen gezeichneten Geschichte des 20. Jahrhunderts gewirkt hat. Der Akathistos zeichnet das geistliche Leben Arsenies als dreifachen Weg nach: den Weg der persönlichen Läuterung, den Weg des pastoralen Dienstes und den Weg des Leidens als Bekenner. Dabei entfaltet der Akathistos ein reiches Bild seiner Tugenden: geistliche Wachsamkeit, asketische Kraft, Demut, liebevolle Seelsorge und bereitwilliges Tragen fremder Lasten.

Die geistliche Botschaft des Heiligen

Der Begleitartikel über das Leben des Heiligen Arsenie verweist auf sein Morgen- und Bußgebet – ein Text, der in seiner Dichte und Innigkeit beinahe an die Gebete der Wüstenväter erinnert. Darin bittet Arsenie: „Herr Jesus Christus, hilf mir, mich den ganzen Tag über selbst zu verleugnen… Nicht einmal der Schatten böser Gedanken möge mich verdunkeln.“

Diese Worte offenbaren die Grundhaltung, die auch im Akathistos immer wieder angesprochen wird: Der Weg zu Gott führt über die Demut, die Selbstverleugnung und das ununterbrochene Gebet. Sein Gebet geht weiter: „Unsere Leidenschaften trüben unseren Blick… So vergeuden wir unsere Tage in Nichtigkeiten… Entzünde die Liebe in unseren Herzen, verbrenne die Dornen der Leidenschaften und erleuchte unsere Seelen.“ Man spürt hier die Sehnsucht eines Mönches, der sich seiner eigenen Schwäche bewusst ist und doch voller Hoffnung die Göttliche Gnade erfleht. Genau dieser Ton findet sich auch im Akathistos wieder.

Ein Bekenner im Feuer der Geschichte

Eines der stärksten Themen des Akathistos ist das Leid des Heiligen Arsenie unter den kommunistischen Verfolgungen. Der Text erinnert daran, wie er „die Ketten des Kerkers, Verfolgungen, Drohungen und schrecklichen Qualen“ erduldete und wie ihn dennoch nichts von der Liebe Christi trennen konnte (Kondakion 7). Seine Inhaftierungen in Timișoara, Jilava, Oradea und im Arbeitslager des Donau-Schwarzmeer-Kanals sind geschichtliche Tatsachen, die im biographischen Text eindrucksvoll geschildert werden. Doch der Akathistos zeigt etwas anderes: wie der Heilige diese Leiden innerlich trug und verwandelte. So heißt es im 7. Ikos: „Freue dich, langmütig geduldiger Mann Gottes… Freue dich, furchtloser Soldat Christi; Freue dich, Gekrönter mit der Herrlichkeit des Bekenntnisses.“ Diese Zeilen bezeugen eine Theologie des Leidens, die der Heilige nicht aus Büchern lernte, sondern am eigenen Leib.

Ein Grab, das zur Quelle wurde

Seit seinem Hinübergang 1989 strömen ununterbrochen Pilger zu seinem Grab im Kloster Prislop. Schon lange vor seiner Glorifizierung wurde dieser Ort als geistliche Quelle erlebt – etwas, das sowohl die Biographie als auch der Akathistos bekräftigen. Der 8. Ikos beschreibt das Grab des Heiligen als einen Ort besonderer Gnade: „Dein Grab … wurde zu einem neuen Bad von Bethesda … wo du Leiden lindern, Krankheiten heilen und Traurigkeit vertreiben kannst.“

Dass dieser Ort zu einem zentralen Pilgerziel wurde, zeigt die fortdauernde Wirkung seines Lebens. Die Entstehung einer solchen Verehrung ist immer ein stilles Zeichen der Göttlichen Gnade – und sie ist ein weiterer Grund, weshalb die deutsche Übersetzung des Akathistos so bedeutend ist: sie schenkt den Orthodoxen Gläubigen auch im deutschsprachigen Raum eine geistliche Verbindung zu diesem Ort.

Eine Brücke zwischen den Völkern

Mit der deutschen Erstveröffentlichung des Akathistos, die von Vater Protopop Dr. Alexandru Nan und von Vater Diakon Julian Dettling mit hoher Sorgfalt und in einer ästhetischen Sprache besorgt wurde, wird ein neues Kapitel der geistlichen Rezeption des Heiligen Arsenie im Westen aufgeschlagen. Der Heilige war ein großer Förderer der Philokalie und der geistlichen Erneuerung – Themen, die auch in der deutschsprachigen Orthodoxie auf fruchtbaren Boden fallen. Der abschließende Hymnos des Akathistos bringt diese geistliche Nähe auf den Punkt: „O Heiliger Ehrwürdiger Vater Arsenie… erbitte von Gott für uns die Befreiung aus jeglicher Drangsal, geistige Erkenntnis und inbrünstiges Gebet…“

Der heilige Arsenie von Prislop ist ein Heiliger unserer Zeit – ein mutiger Bekenner, ein geistlicher Ratgeber, ein Mann des Gebetes, ein Träger des Göttlichen Lichtes in einer Welt der Orientierungslosigkeit. Die Rumänische Orthodoxe Metropolie lädt alle Gläubigen ein, diesen neuen Akathistos in ihre Gebete aufzunehmen, sich der Fürsprache des Heiligen anzuvertrauen und sein Beispiel als Wegweiser im Glauben zu entdecken. Mit seiner deutschen Veröffentlichung öffnet sich ein neues Tor der Gnade – aufdass der Heilige Arsenie auch hier unter uns wirken möge, so wie er seit Jahrzehnten in seinem geliebten Prislop wirkt.

Zugleich freut sich die Rumänische Orthodoxe Kirchengemeinde Maria Verkündigung (Buna Vestire) in München bekanntzugeben, dass der Akathistos mitsamt der ausführlichen Lebensbeschreibung des Heiligen Arsenie von Prislop im kommenden Jahr als kleines Gebets- und Andachtsbüchlein veröffentlicht wird. Dieses Projekt soll den Gläubigen ermöglichen, die geistliche Tiefe des neuen Heiligen auch im persönlichen Gebet noch unmittelbarer zu erfahren.