Ein neues Kloster in München (21.04.2018)

Wort gehalten zum Dankgottesdienst am Bauarbeiten des zukunftigen Rumänischen Orthodoxen Kirchenzentrum „Die Erhöhung des Hl. Kreuzes“ München-Aubing, 21. April 2018

 Ihre Exzellenzen, Hochwürdige Väter

Geliebte Gläubige,

Die meisten von uns waren am Sonntag, dem 11. September 2011, hier anwesend, als Seine Seligkeit Daniel, der Patriarch der Rumänischen Orthodoxen Kirche, den  Grundstein legte für dieses Kirchenzentrum. Auch wenn die Arbeiten rasch danach beginnen sollten, hat sich dies doch aufgrund vieler Schwierigkeiten sechs Jahre verzögert. Während dieser ganzen Zeit hat sich Seine Exzellenz Sofian unermüdlich darum bemüht, mit den besten Architekten Rumäniens hier ein Kirchenzentrum zu planen, das sich harmonisch in die Umgebung einfügt und gleichzeitig die historische Tradition der rumänischen Kirche mit einem modernen Stil verbindet.

In der heutigen Zeit eine Kirche neu zu bauen mag vielen als unsinnig erscheinen. Denn viele glauben, dass die Kirche mangels Gläubiger von der Bildfläche verschwinden wird. Als ich vor etwa 25 Jahren nach Deutschland gekommen bin, haben mir manche gesagt, dass wir keine Kirchen zu errichten brauchen, denn in einigen Jahren würden viele katholische und evangelische Kirchen aufgegeben werden, die wir dann zu niedrigen Preisen kaufen könnten. Doch die Wirklichkeit war und ist eine gänzlich andere. Die Mehrheitskirchen verkaufen keine Kirchen, weil diese nach wie vor von den Gläubigen aufgesucht werden. In München findet man mit Hilfe unserer katholischen und protestantischen Gläubigen nur höchst selten eine Kirche, die man für Gottesdienste sonntags auch nur für wenige Stunden mieten kann. Der christliche Glaube und die kirchliche Tradition sind in Bayern Gott sei Dank noch höchst lebendig! Und darüber sollen wir uns freuen! Ich glaube keineswegs, dass die heutige Gesellschaft die Kirche nicht mehr braucht, wie einige gerne meinen. Denn nur in einer lebendigen Verbindung mit der Kirche finden die Menschen die Kraft zu ihrer Befreiung von der Versklavung unter die Leidenschaften, die ihr Leben langsam zerstören. Und nur in der Kirche finden sie einen Trost für ihre seelischen und leiblichen Schmerzen und vor allem natürlich ihre Erlösung. Denn „außerhalb der Kirche gibt es kein Heil“, wie der heilige Kirchenvater Cyprian von Karthago sagt.

Natürlich ist die Kirche nicht nur ein „Seelenspital“, sondern auch der Raum, in dem die Gläubigen geistlich miteinander reifen und sich darum bemühen, in der Liebe Christus gleich zu werden und ihre Gaben und Talente in den Dienst der Gemeinschaft und des Gemeinwohls zu stellen. Der Glaube an Gott, aus dem die Liebe zu Gott und zu den Nächsten erwächst, macht die Menschen solidarischer als alles andere auf dieser Erde. Auch wenn die bewusst in der Kirche integrierten Gläubigen überall auf dieser Welt in der Minderheit sind, so stellen sie doch für die Gesellschaft das Salz dar, das sie vor ihrem Niedergang bewahrt, wie auch den Sauerteig, der sie zum Aufblühen bringt.           

Wir bemühen uns, hier an diesem Ort ein klösterliches Zentrum zu errichten, das für alle, die dessen Schwelle überschreiten, zu einem Ort der seelischen und körperlichen Erbauung und Wiederbelebung werden soll. Wir wissen, dass die christliche Spiritualität und besonders die orthodoxe eine vom monastischen Geist geprägte Frömmigkeit ist. Im Laufe der Kirchengeschichte waren es vor allem die Mönche, die für die Christen in der Welt zu einem Vorbild im Gebet und in der Askese wurden, also des Kampfes gegen die Leidenschaften, die die Natur des Menschen erniedrigen. Ihre Schriften sind von einem profunden Realitätssinn und bilden auch heute für die Gläubigen die beste Anleitung auf dem Weg zur Befreiung von den Leidenschaften und zur Erlangung der Freiheit im Heiligen Geist. Und weil die menschliche Natur mit all ihren physischen und psychischen Kräften wie auch die ganze Menschheit und der Kosmos sich im Herzen eines jeden Menschen konzentrieren, so ist auch die christliche Spiritualität eine mystische Spiritualität oder eine Spiritualität des Herzens par excellence. Sie umfasst und  umgreift den ganzen Menschen, die ganze Menschheit wie auch den ganzen Kosmos. So muss sich unsere ganze Aufmerksamkeit auf das Herz richten. Ein zeitgenössischer Mönch bringt die mystische Tradition des Christlichen Ostens auf den Punkt, wenn er uns rät, „mit dem Herzen zu denken, mit dem Herzen zu sprechen und alles mit dem Herzen zu tun“ (Vater Thaddäus vom Kloster Vitovnica, † 2004).

Geliebte Gläubige,

Wir stehen am Beginn eines großen Werks von historischer Bedeutung nicht nur für die rumänische Gemeinschaft in Deutschland, sondern auch für die Hauptstadt Bayerns, deren Kulturlandschaft um ein Kulturmonument erweitert wird, das auch eine Brücke zwischen dem Christlichen Osten und dem Westen darstellt. Im Namen der rumänischen orthodoxen Gemeinden in Bayern und ganz Deutschland möchte ich an dieser Stelle der Staatsregierung und den Behörden des Freistaats Bayern dafür danken, dass diese unser geistliches und soziales Wirken wie auch die gelungene Integration unserer Gläubigen in der deutschen Gesellschaft durch die Anerkennung unserer Metropolie als Körperschaft des Öffentlichen Rechts gewürdigt haben.

Wir sind der Katholischen Kirche und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zu Dank verpflichtet, dass sie uns beim Kauf dieses Grundstücks unterstützt haben. Auch danken wir dem Rumänischen Staat, der uns bei der Durchführung der Arbeiten hier finanziell gefördert hat.

Unser besonderer Dank richtet sich heute an unsere Gläubigen, die uns von Anfang an bei diesem Projekt zur Seite gestanden sind und immer wieder mit größeren oder kleineren Spenden und Beiträgen zu dessen Verwirklichung beigetragen haben. Die Namen aller Wohltäter unseres Projekts sind im Himmel aufgeschrieben und Gottes Lohn wird nicht auf sich warten lassen. Wir sind der festen Überzeugung, dass Gott auch weiterhin die Herzen vieler Menschen dazu bewegen wird, uns bis zur Fertigstellung dieses klösterlichen Bauwerks zu unterstützen. Selbst durch ein kleines Opfer werden wir hier schon Stifter eines Klosters und einer Kirche. Und unsere Pflicht als Diener des Altars ist es, immerzu für alle zu beten. „Gott der Herr möge der Stifter und Wohltäter dieser heiligen Stätte in Seinem Reich gedenken!“

† Metropolit Serafim