Einweihung des Herzenswunschmobils (Hersbruck, 3.05.2019)
Christus ist auferstanden!
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrte Herrn Politiker, sehr geehrte Mitbrüder im geistlichen Dienst und vor allem sehr geehrte Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes,
als Erzbischof der rumänischen orthodoxen Diözese von Deutschland, Zentral – und Nordeuropa mit Sitz in Nürnberg, darf ich Sie mit dem Ostergruß der Orthodoxen Kirche grüßen! Christus ist auferstanden! – das rufe ich Ihnen zu und wünsche Ihnen die Freude über die Auferstehung Jesu Christi!
Wir Orthodoxen haben dieses Jahr eine Woche nach dem westlichen Ostertag gefeiert und stehen daher noch mitten in der Feier dieses Festes. Für uns hat das Osterfest eine zentrale Bedeutung im Laufe des Jahres – wesentlich herausragender als die Feier der Menschwerdung an Weihnachten. Ist doch der Sieg des Lebens über den Tod der Urgrund unserer christlichen Botschaft, die wir den Menschen an erster Stelle verkünden und darüber hinaus aber besonders den Kranken und allen Menschen, die am Übergang von diesem Leben in das nächste stehen.
Ich habe heute die Ehre dem neuen Herzenswunschmobil des Bayerischen Roten Kreuzes, das ja unter Ihrer Schirmherrschaft, Herr Ministerpräsident, steht, den Segen zu spenden.
Die Anwesenheit verschiedener christlichen Konfessionen bei diesem Ereignis zeigt, dass Ihre Arbeit innerhalb des Roten Kreuzes zutiefst getragen ist, von der Sorge um das Wohl der Menschen. Damit vermehren Sie auch im christlichen Sinn den Segen, den Sie mit Ihrer ehrenamtlichen Arbeit tun, zum Wohl aller Menschen. Unser Herr Jesus Christus hat nicht nach dem Stand oder der Religion der Menschen gefragt. Das Heil der Menschen und die Liebe unter uns, waren ja auch die zentrale Botschaft unseres Herrn.
Wir orthodoxen Christen zählen zur Zeit ca 3 Millionen Mitglieder in diesem gesegneten Land. Die Orthodoxie möchte hier in Deutschland helfen, das Verlangen nach mehr Innerlichkeit zu fördern, die mystischen Seiten des christlichen Glaubens zu entdecken und damit nicht nur den Frieden in der Welt, sondern auch den Frieden des Herzens zu finden.
Menschen, die durch schwere Krankheit gezeichnet sind, und am Ende ihres Lebens angekommen sind, haben meist nur noch kleine Bedürfnisse, um den Frieden in ihrem Herzen zu finden. Oftmals sind allerdings die finanziellen Mittel nicht vorhanden, um ganz konkret und unbürokratisch und damit im eigentlichen Sinne „christlich“ Hilfe zu leisten, einen letzten Wunsch zu erfüllen. Wenn Sie, als Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes sich ehrenamtlich zu Verfügung stellen, den Menschen in ihren letzten Tagen das Leben hier auf dieser Erde etwas angenehmer zu machen, dann handeln Sie nicht nur zutiefst humanitär, sondern auch im besten Sinne christlich.
„Seiner Natur nach strebt der Mensch nach der Ebenbildlichkeit zu seinem Prototyp, nachdem er ‚nach dem Abbild und Ebenbild Gottes‘ (vgl Gen. 1, 26 f) geschaffen ist.“ Diese „Gottebenbildlichkeit“ ist ein zentrales Thema orthodoxer Spiritualität. Das Antlitz Gottes im Nächsten zu entdecken ist aber auch eine Notwendigkeit, die von höchster Bedeutung ist, für die aber in der jetzigen Welt kein Platz mehr zu sein scheint. Trotzdem bedeutet es für uns Christen die höchste Form der Humanisierung des Menschen, im Nächsten das Ebenbild Gottes zu sehen. Daraus folgt aber auch die natürliche Forderung dem Abbild Gottes Ehre zu erweisen, bzw. ihm in Liebe und Respekt zu begegnen.
Wenn Sie Menschen in ihren letzten Tagen einen Wunsch erfüllen und sich mit ihnen im Herzenswunschmobil auf den Weg machen, dann ist Ihr Tun nicht nur vom Antlitz des dreifaltigen Gottes beschienen, sondern sie begegnen auch in diesen kranken und leidenden Menschen dem Antlitz Gottes. Gleichzeitig aber erhellen Sie das Angesicht der Erde und unsere Gesellschaft mit dem Licht der Liebe.
Das tun Sie in Ihrer Arbeit und dafür sei Ihnen vom Herzen gedankt und seien Sie zutiefst gesegnet!
+ Erzbischof und Metropolit Serafim
Hersbruck, 3.05.2019