Gruß- unt Trostwort zu der heutige Pandemie (Nürnberg, 8.04.2020)
Grußwort des Metropoliten Serafim – Teil der Sendung „Deutschland betet Gemeinsam”, 8. April 2020, in Solidarität mit den vielen Leidenden in der Zeit der Pandemie von COVID-19.
Als Bischof der Orthodoxen Kirche in Deutschland möchte ich ein Wort des Trostes und der Ermutigung an alle Mitmenschen richten. Wir befinden uns in einer schwierigen Situation, in der viele den Lebensmut verlieren können. Doch die auf Gott vertrauen wissen, dass gerade in schwierigen Situationen Gott noch präsenter ist und Wunder wirkt.
„Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden“, sagt der Apostel Paulus (Römer 5, 20). Jeder von uns und wir alle insgesamt haben uns von Gott entfernt und viel gesündigt – gegen unseren Nächsten und gegen die Umwelt. Es gibt so viel Ungerechtigkeit in der Welt, so viel Habgier, so viel Vergnügungssucht! Und gerade in dieser Zeit der Sünde steht Gott uns noch näher als sonst. Diese Pandemie ist keine Strafe Gottes denn Gott straft nie. Er ist die Liebe! Diese Pandemie ist eine Folge unserer Sünden (vgl. Römer 6, 23).
Gott ruft uns zur Busse und zur Umkehr. Durch die Einschränkung der Bewegungsfreiheit ist die Welt stehengeblieben. Und jetzt haben wir Zeit, um über den wahren Sinn des Lebens nachzudenken und besonders zu beten. Zu beten ist das wichtigste in unserem Leben. Das Gebet erneuert immer wieder in uns das Leben. Das Gebet tröstet uns, ermutigt uns, schenkt uns Gleichgewicht im Leben, Hoffnung und auch Geduld, um alles zu bewältigen. Durch Seinen Tod und Seine Auferstehung hat Christus alles Böse besiegt: den Tod selbst und den Satan, der uns verführt.
Wir wissen: „alles ist Gnade“, alles in unserem Leben geschieht nach der Vorsehung Gottes. Wir wissen auch dass „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“ (Römer 8, 28). Das gibt uns Vertrauen und Hoffnung. Aber die Gnade ist gleichzeitig anspruchsvoll, sie fordert uns auf, im Kampf gegen die Sünde „bis aufs Blut“ Widerstand zu leisten (vgl. Hebräer 12, 4). Leider ziehen wir Christen von heute es vor, auf dem breiten Weg der Sünde zu gehen, der ins Verderben führt, statt auf dem schmalen Weg des Kreuzes, der zum ewigen Leben führt. Aber wenn wir das Kreuz aus dem Evangelium wegnehmen, bekommen wir ein „Evangelium für die frommen Konsumenten“ (Vladimir Zielinschi). Oder wie der berühmte Theologe Dietrich Bonhoeffer sagte: „Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche. Unser Kampf heute geht um die teure Gnade.“
Kämpfen wir besonders in diesen Tagen der Karwoche für die teure Gnade durch das vermehrte Gebet, durch das Fasten und mildtätige Gaben. Nur so können wir uns freuen und jubeln über die Auferstehung Christi, die auch zu unserer eigenen Auferstehung wird.
Christus ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!
+Metropolit Serafim
(Nürnberg, 9. April 2020)