Laudatio für S. E. Reinhard Kardinal Marx (München, 7.01.2015)

Laudatio für S. E. Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz/DBK anläßlich der Verleihung des „Kreuzes der Heiligen Brâncoveanu-Märtyrer“ (München, 7.01.2015).

Wort von S. E. Metropolit Serafim von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa, verlesen von S. E. Weihbischof Sofian von Kronstadt, nach der Vespergottesdienst in  der Kirche „St. Johannes der Täufer“ des Kirchenzentrums München 

Eminenz, hochwürdigster Herr Kardinal,

Eminenz, hochwürdigster Herr Metropolit,

Exzellenzen, hochwürdige Väter,

liebe Schwestern und Brüder!

 

I.

Die Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa verleiht heute das „Kreuz der Heiligen Brâncoveanu-Märtyrer“ an Seine Eminenz Reinhard Kardinal Marx, den Erzbischof von München und Freising und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz/DBK.

Seit vielen Jahren gehört Seine Eminenz Reinhard Kardinal Marx zu den prägendsten und herausragendsten Persönlichkeiten des katholischen Episkopats in Deutschland und Europa und der Katholischen Kirche weltweit.

Wir verleihen Seiner Eminenz das Verdienstkreuz unserer Metropolie als Anerkennung seiner Verdienste um die Rumänische Orthodoxe Metropolie von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa in besonderer Weise in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Unsere Metropolie wurde nach dem Ende des Kommunismus 1993 gegründet, seit 1994 hat sie einen eigenen Erzbischof und Metropoliten mit Sitz zunächst in Regensburg im Ostkirchlichen Institut des Bistums Regensburg, seit 2001 in der neu aufgebauten Metropolitanresidenz in Nürnberg.

Unsere Metropolie startete 1993 mit neun Gemeinden, heute gibt es allein in Deutschland über 50 Pfarreien, in denen eigene Gemeindepriester wirken, regelmäßig die Göttliche Liturgie und unsere anderen Gottesdienste gefeiert werden und ein reges Gemeindeleben herrscht.

Wir sind in diesem Zusammenhang der Katholischen Kirche in Deutschland zu besonderem Dank verpflichtet. Viele unserer Gemeinden genießen liturgisches Gastrecht in katholischen Pfarrkirchen. Wir dürfen dort unsere Gottesdienste feiern und stehen in herzlichen Verbindungen zu den katholischen Schwestern und Brüdern und ihren Kirchengemeinden. Dafür danken wir mit dieser besonderen Auszeichnung unserer Metropolie an Seine Eminenz Kardinal Marx in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz stellvertretend für die ganze Katholische Kirche in Deutschland. Uns verbinden in Bayern und Deutschland sowie auf internationaler Ebene hervorragende ökumenische Kontakte und eine exzellente Zusammenarbeit.

II.

Mit dem „Kreuz der „Heiligen Brâncoveanu-Märtyrer“würdigen wir außerdem die vielfältige brüderliche Unterstützung von Kardinal Marx als Erzbischof von München und Freising zur Errichtung unseres Kirchen- und Gemeindezentrums in München. München hat für unsere Rumänische Orthodoxe Metropolie einen besonderen Status. Hier ist der Sitz unseres Weihbischofs und des dazugehörigen Klosters. Unsere beiden Pfarrgemeinden in München gehören zu den zahlenmäßig größten rumänischen orthodoxen Gemeinden in Deutschland. Theologen aus Rumänien sind außerdem in die Arbeit des Instituts für Orthodoxe Theologie der Ludwig-Maximilians-Universität eingebunden.

Der Bau eines Kirchen- und Gemeindezentrums in München zählt zu den wichtigsten Wünschen und Zielen unserer Pfarreien in München und der gesamten Metropolie. Wir wollen hier eine Kirche im byzantinischen Stil erbauen, wie er in Rumänien kulturprägend geworden ist. Außerdem sollen hier ein Gemeindezentrum, eine Sozialstation und weitere Einrichtungen der Metropolie entstehen.

Seine Eminenz Kardinal Marx hat als Erzbischof von München und Freising in großem Maße dazu beigetragen, dass wir dieses Kirchen- und Gemeindezentrum in München errichten können. Als Ausdruck der Dankbarkeit für seine nachhaltige Unterstützung verleihen wir ihm dieses Verdienstkreuz unserer Metropolie.

III.

Gleichzeitig möchten wir mit dieser Auszeichnung den unermüdlichen Einsatz Seiner Eminenz für christliche Werte in der pluralen Welt und Gesellschaft der Gegenwart würdigen. Kardinal Marx gehört zu den Persönlichkeiten, deren Stimme in Politik und Medien, Wirtschaft und Gesellschaft Gewicht hat und gehört wird. Seine klaren Stellungnahmen besonders in Fragen der Soziallehre und zum Verhältnis von Kirche und Staat verdienen und erhalten größte Aufmerksamkeit.

Kardinal Marx versteht es, auf der Grundlage einer sicheren eigenen theologischen Position auf dem Fundament der christlichen Soziallehre politische, soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme zu analysieren und aus Sicht der christlichen Botschaft grundlegende Werte und Positionen gewinnend und überzeugend einzubringen. Er ist ein weit über die Grenzen von Christentum und Kirchen hinaus höchst anerkannter Vertreter und Multiplikator christlicher Werte und überaus wichtiger Akteur der gesellschaftspolitischen Meinungsbildung. Er bringt das Evangelium über die Kirchenmauern hinaus in die Gesellschaft ein zum Lobe und zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen.

Wichtige Werte wie soziale Gerechtigkeit und Subsidiarität werden von Kardinal Marx nicht nur als theoretische Postulate formuliert, sondern als konkrete Kriterien für das politische, soziale und wirtschaftliche Handeln aller gesellschaftlich relevanten Akteure definiert, festgehalten und wo nötig auch eingeklagt. Ganz besonders sei hier an das Buch „Das Kapital. Plädoyer für den Menschen“ erinnert. Kardinal Marx gehört in ganz besonderer Weise zu den Theologen und Bischöfen, die betonen, dass jede Form der Wirtschaft und Arbeit für den Menschen geschaffen ist und nicht umgekehrt und damit eine kirchenübergreifende Grundüberzeugung der christlichen Soziallehre immer wieder zum Ausdruck bringen. Wirtschaft und Arbeit sind für den Menschen da und nicht umgekehrt.

Wir in Rumänien haben nach der Wende von 1989 einen raschen und ungeordneten Übergang von der staatlichen Planwirtschaft zu einer völlig freien Marktwirtschaft erlebt. Aus einer politischen Abhängigkeit des Einzelnen von Staat und Ideologie ist schnell eine wirtschaftliche Abhängigkeit von einer oft regellosen Marktwirtschaft entstanden. Die Impulse von Kardinal Marx für eine humane, sozialverträgliche und menschenwürdige Organisation von Arbeit und Wirtschaft sind auch für uns  in Rumänien im Zuge des Transformationsprozesses von besonderer Bedeutung.

IV.

Es ist nur konsequent, dass die herausragende Persönlichkeit von Reinhard Kardinal Marx auch auf Ebene der katholischen Weltkirche eine besondere Rolle einnimmt. So wurde Seine Eminenz zum Präsidenten der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) gewählt, außerdem wurde Kardinal Marx in die achtköpfige Kardinalsgruppe zur Beratung von Papst Franziskus bei der Leitung der Weltkirche und zur Überarbeitung der Apostolischen Konstitution „Pastor bonus“ über die römische Kurie berufen.

Außerdem wurde Kardinal Marx zum Koordinator des neu errichteten Wirtschaftsrates durch Papst Franziskus ernannt, eine herausragende Aufgabe im Vatikan, die besonders die herausragenden Kompetenzen von Kardinal Marx unterstreicht. Das Gremium besteht aus acht Kardinälen und sieben Wirtschaftsexperten und hat die Aufgabe, über die Strukturen und die wirtschaftlichen und administrativen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls und des Staates der Vatikanstadt zu wachen. Wir gratulieren Kardinal Marx zu diesen wichtigen Aufgaben, die ihm von Papst Franziskus übertragen wurden. 

Nun bitten wir Gott – den Grundgütigen und Allmächtigen, Dessen Menschwerdung wir am Christfest wieder gemeinsam gefeiert haben – um  Seinen Segen und Sein Geleit für Seine Eminenz Reinhard Kardinal Marx ganz persönlich und Seinen Segen für unser weiteres ökumenisches Wirken im Weinberg des Herrn, um der Welt ein gemeinsames, glaubwürdiges Zeugnis von der Frohen  Botschaft unseres Herrn Jesus Christus geben zu können.

(Übersetzung: Pfr. Dr. Jürgen Henkel, Selb)