Rumänisch-orthodoxe Kirche ehrt Kardinal Schönborn
Metropolit Serafim überreichte Wiener Erzbischof das „Kreuz der Heiligen Brâncoveanu-Märtyrer”.
Artikel übernommen aus der Webseite der Römisch-Katholischen Erzdiözese Wien, erstellt von: red/kap, 24.08.2015
Die rumänisch-orthodoxe Kirche hat Kardinal Christoph Schönborn für seine Verdienste um die Ökumene und um christliche Werte in der Gesellschaft mit ihrem höchsten Orden ausgezeichnet. Die Überreichung des „Kreuzes der Heiligen Brâncoveanu-Märtyrer” erfolgte am Montag, 24. August 2015 durch den für Österreich zuständigen Metropoliten für Zentral- und Nordeuropa, Serafim (Joantă, in der rumänisch-orthodoxen Pfarrkirche St. Andreas in Wien-Simmering.
„Außergewöhnliches für die Ökumene geleistet“
Kardinal Schönborn habe „Außergewöhnliches geleistet für das ökumenische Miteinander zwischen allen Religionen”, erklärte der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura in seiner Laudatio. Schon während seiner einstigen Tätigkeit als Sekretär des Weltkatechismus habe der Wiener Erzbischof erheblich dazu beigetragen. Vr. N. Dura verwies zudem auf die freundschaftliche Verbundenheit des Wiener Erzbischofs zur rumänisch-orthodoxen Kirche, die sich u.a. in der Übergabe der Wiener Kirche St. Anton an die wachsende rumänisch-orthodoxe Gemeinde oder in der Unterstützung beim 2002 fertiggestellten Bau der St.-Andreas-Kirche gezeigt habe.
Auch die Ehrendoktorate Schönborns der Universitäten Lucian Blaga (Sibiu), Babes Bolyai (Cluj) und Al. I. Cuza (Iași), die Übersetzungen von drei seiner theologischen Bücher ins Rumänische sowie die Kontakte zu rumänischen Persönlichkeiten hob der orthodoxe Bischofsvikar hervor; so ist der Kardinal seit seiner Zeit als Dogmatikprofessor in Fribourg dem rumänischen Patriarchen Daniel Ciobotea freundschaftlich verbunden.
Kardinal Schönborn selbst verwies in seiner Dankesrede zudem auf einen rumänisch-orthodoxen Mönch, der ihm zur Zeit seines eigenen Theologiestudiums in Paris das „tiefe Erbe der Kirchenväter” erschlossen und damit einen neuen Zugang zum Glauben eröffnet habe.
Als in die Zukunft weisendes Ökumene-Projekt bezeichneten sowohl Vr. N. Dura als auch Kardinal Schönborn die Kirchlich-Pädagogische Hochschule (KPH) Wien-Krems. Dass nun eine gemeinsame Ausbildung durch die Mit- und Zusammenarbeit verschiedener Kirchen möglich sei, bezeichnete der Kardinal als „großes Werk”.
Glaubenszeugnis „Rückgrat christlichen Lebens”
Kardinal Christoph Schönborn nahm Bezug auf die Märtyrer, die Namensgeber der Auszeichnung wie auch Patrone der Metropolie sind, und verwies auf die vielen heute verfolgten Christen. Das Glaubenszeugnis, das man besonders in Ländern aktueller oder auch vergangener Christenverfolgung vorfinde, sei „Rückgrat und Säule christlichen Lebens” – und „für das an Glauben müde gewordene Westeuropa ein dringend benötigter frischer Sauerstoff”.
Es sei deshalb ein „großes Zeichen der Fügung Gottes”, dass in Österreich viele Christen aus dem Osten – darunter auch aus Rumänien – Heimat und ein neues Zuhause gefunden hätten, so Schönborn weiter. Das heimische Christentum müsse zudem „mit beiden Lungenflügeln – dem Westen und dem Osten – zugleich atmen”, um tatsächlich „Herzmitte Europas” zu sein, zitierte der Kardinal Papst Johannes Paul II.
Das „Kreuz der Heiligen Brâncoveanu-Märtyrer” erinnert an Constantin Brâncoveanu, der von 1688 bis 1714 Fürst der Walachei war, an seine vier Söhne und seinen Schwiegersohn, die alle im August 1714 in Konstantinopel hingerichtet wurden. Die Walachei war zu diesem Zeitpunkt ebenso wie die Moldau ein Vasallenstaat des Osmanischen Reiches. Fürst Constantin Brâncoveanu, unter dessen Herrschaft die Walachei eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit erlebte, wurde beim Sultan und der Hohen Pforte beschuldigt, insgeheim mit den Österreichern und den Russen zu paktieren. Daraufhin wurde er verhaftet und mit seiner Familie nach Konstantinopel verschleppt. Im Gefängnis erklärten der Fürst und die Seinen, dass sie eher den Märtyrertod erleiden würden, als Christus zu verleugnen und das islamische Glaubensbekenntnis zu rezitieren. Daraufhin wurden alle geköpft. 1992 wurden die Brâncoveanu Familie vom Heiligen Synod der rumänisch-orthodoxen Kirche als Märtyrer heiliggesprochen.