Vortrag und Vesper in Hinterbrühl

 Es war einer von diesen Augenblicken, in denen sich recht widersprüchliche Gefühle mischten: Freude und Dankbarkeit über das Geschenk solcher Stunden. Und doch auch ein Hauch von Trauer, dass so Schönes noch immer nicht selbstverständlich ist.
Da standen wir, an die 70 Mitglieder einer katholischen Pfarre vor den Toren Wiens, und feierten Vesper. Abendandacht. Feierten sie mit Bischofsvikar Dr. Dura und unserem Pfarrer P. Elmar. Waren vereint in Gebet und Gesang – einander ergänzend, Rumänisch und Deutsch. Vor allem: Wir waren katholisch und orthodox. Und gemeinsam Christen.

Mitten im großen Fürbitt-Gebet hieß es dann: „Um den Frieden der ganzen Welt, den Wohlstand der heiligen Kirchen Gottes und um die Einigung Aller lasset uns beten“. Wem von uns ist dieser Satz über den Abend hinaus im Gedächtnis geblieben? Diese Bitte an Gott – und Anfrage an uns selbst: Wie überzeugend, wie leidenschaftlich sind wir, wenn Einheit im Glauben und Frieden im Herzen von uns gefordert ist – auch jenseits solch gesegneter Augenblicke?
Und: Wie oft bräuchten wir solchen Anstoß, um unseren gemeinsamen Auftrag als Christen nicht zu vergessen, ohne alle Gräben und Grenzen?

Heinz Nußbaumer