Wien: Feierliche Altarweihe in neuer rumänisch-orthodoxer Kirche

Art. aus  www.kathpress.at – Wien, 12.06.2022 (KAP) Der für Österreich zuständige rumänisch-orthodoxe Metropolit Serafim (Joanta) hat am Samstag die feierliche Altarweihe in der neuen orthodoxen „Kirche zur Herabkunft des Heiligen Geistes“ im Wiener Nordbahnviertel vorgenommen. Diese Kirche sei „ein Symbol des Glaubens und der Würde“ des rumänischen Volkes auf österreichischem Boden, so Metropolit Serafim in seiner Predigt.

Die Weihe wurde zu einem großen Fest, nicht nur für die orthodoxen Gläubigen. Auch Vertreter anderer Kirchen bzw. der Ökumene waren geladen und gekommen. Auch Papst Franziskus hat über den Apostolischen Nuntius, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, seine herzlichen Glückwünsche übermittelt.

Gemeindepfarrer Emanuel Nutu konnte bei der Altarweihe u.a. den griechisch-orthodoxen Metropoliten und Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz, Arsenios (Kardamakis), und den Bischof der rumänisch-orthodoxen Diözese von Nordeuropa, Macarie (Dragoi) begrüßen. Patriarchalvikar Varlaam Ploieteanul war als offizieller Vertreter des rumänisch-orthodoxen Patriarchen Daniel nach Wien gekommen. Auch der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Domdekan Rudolf Prokschi, nahm an der Feier teil und verlas ein Grußwort von Kardinal Christoph Schönborn.

Metropolit Serafim dankte den Behörden der Stadt Wien, „die mit großem Wohlwollen unseren Antrag für den Bau einer repräsentativen Kirche aufgenommen haben, die auch das spirituelle und kulturelle Patrimonium der österreichischen Hauptstadt bereichern wird“. Zugleich wolle er sich bei der Katholischen Kirche und Kardinal Schönborn für die moralische und auch materielle Unterstützung für die rumänischen orthodoxen Gemeinden in Österreich bedanken.

Bei der Weihe wurde der Altar mit Weihwasser „gewaschen“ und im Anschluss mit Öl gesalbt. Der Altar sei der heiligste Ort einer Kirche, so Bischof Serafim. Die Orthodoxie habe ein profundes Gespür und einen besonderen Sinn für das Mysterium des Glaubens und das Heilige, wie es in der Architektur der Kirche, in den Ikonen und Fresken, im Ritual der Gottesdienste und der Vokalmusik in der Kirche auch gegenwärtig sei. „Alles in einer Kirche ist voller Symbolik und verweist uns auf eine höhere, ja die höchste Wirklichkeit: die Wirklichkeit der himmlischen Welt“, so der Metropolit: „Nirgendwo auf der Welt fühlt sich unsere Seele besser, behüteter und von der Gegenwart Gottes mehr umhüllt als in der Kirche.“ Eine Gesellschaft ohne Religion und ohne Kirche sei der Auflösung und dem Untergang geweiht, warnte Metropolit Serafim.

Patriarch: Stärkung der Diaspora

Der rumänisch-orthodoxe Patriarch Daniel sandte ein Grußwort. Darin hob er u.a. hervor, dass die Kirche vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen habe, die rumänischen Gemeinschaften in der Diaspora zu stärken. Als sakraler Gebetsraum werde die neue Kirche zu einem „Symbol der Dankbarkeit gegenüber Gott“ und zu einem „Symbol der Kirche als Versammlung der Menschen in der Liebe der Heiligen Dreifaltigkeit“.

Ähnlich Patriarch Daniel und Metropolit Serafim äußerte sich auch Pfarrer Nutu: Die neue Kirche bezeuge einerseits die Offenheit des österreichischen Volkes, „welches uns empfangen hat“. Andererseits beschwichtige sie „die Sehnsucht nach unserem Geburtsland und der Kirche, in der wir selbst getauft wurden“.

Schönborn: Gute Beziehungen vertiefen

Kardinal Christoph Schönborn bezeichnete die neue Kirche in seinem Grußwort als „wunderschönen, schlichten, mit kunstvollen Fresken ausgestalteten Kirchenbau“. Dieser erinnert an die berühmten Klöster in der Bukowina und zeigt auch ästhetisch die geistige Verbundenheit mit der orthodoxen Kirche in Rumänien und ihrer reichen spirituellen Tradition. Die neu gebaute Kirche stehe zugleich aber auch in guter Nachbarschaft zum Kindergarten der katholischen St. Nikolaus-Stiftung, erinnerte Schönborn: „Ich bin dankbar für die freundschaftliche Verbundenheit zwischen der katholischen Kirche und den rumänisch-orthodoxen Gemeinden in Wien.“

Das werde u.a. auch dadurch deutlich, dass die Kirche u.a. dem Hl. Martin gewidmet ist. „Der gemeinsame Heilige kann für die uns verbindende Sorge für unseren Nächsten stehen“, so der Kardinal wörtlich und weiter: „Möge dieses Gotteshaus auch dazu beitragen, unsere guten Beziehungen zu vertiefen und zu ökumenischen Gesprächen und Begegnungen einzuladen.“ Und: „Möge die Kirche vielen Menschen im Nordbahnviertel zu einer geistigen Heimat, einem Ort der Begegnung mit Gott und untereinander werden!“, so der abschließende Wunsch des Wiener Erzbischofs.

Kirchenbau nach dem Vorbild der Moldau-Klöster

Auf dem Areal des ehemaligen Nordbahnhofs in Wien-Leopoldstadt ist in den vergangenen Jahren ein neuer Stadtteil mit rund 20.000 Wohnungen entstanden. Die Rumänisch-orthodoxe Kirche in Österreich hat die Chance genutzt und hier ein neues Seelsorgezentrum eingerichtet. Im Juni 2017 wurde ein Grundstück für den Kirchenbau erworben, die feierliche Grundsteinlegung fand am 17. September 2017 durch Metropolit Serafim statt. Im November 2018 wurde mit dem Kirchenbau begonnen. Am 25. Dezember 2020 feierte Metropolit Serafim die erste Göttliche Liturgie im Untergeschoss der Kirche. Zum orthodoxen Pfingstfest 2021 wurde die erste Liturgie in der Oberkirche gefeiert.

Innen ist die Kirche weitestgehend fertiggestellt. Was noch fehlt, ist die Ausgestaltung mit Malereien. Das gilt auch für die Außenfassade. Das Besondere an der Kirche: Sie wird nicht nur – wie sonst üblich – im Innenraum mit kunstvollen Fresken ausgemalt, sondern auch die Fassaden werden bemalt. Damit wird die Kirche allein schon durch die Bilder auf ihrer Fassade die Botschaft des Evangeliums verkünden.

Geplant wurde die Kirche vom Architekten-Ehepaar Mihaela Ionescu und Georg Baldass, das auch die rumänisch-orthodoxe Kirche an der Simmeringer Hauptstraße in Wien entworfen hat. Bei den Plänen für das neue Gotteshaus an der Bruno-Marek-Allee im Nordbahnviertel orientierten sie sich an den „klaren Formen“ der rumänischen Moldau-Klöster in der Bukowina. Ein markantes Element der dortigen Klosterkirchen: Der Glockenturm steht frei neben dem Kirchenschiff. Das wurde auch für Wien so übernommen.

Die Außenmaße der Kirche betragen rund 30 mal 10 Meter. Bis zu 400 Gläubige können dem Gottesdienst beiwohnen. Im Untergeschoß ist u.a. eine große Mehrzweckhalle eingerichtet, wo vor allem Pfarrveranstaltungen, aber auch weitere Gottesdienste stattfinden können.

Gleich neben der Kirche in der Bruno-Marek-Allee wurde ein großes Wohnhaus errichtet, das die Rumänisch-orthodoxe Kirche als Ganzes gemietet hat. In dem Haus wohnen 46 Familien, die meisten davon rumänisch-stämmig, viele freilich auch schon österreichische Staatsbürger. Und es gibt auch gemischte Familien mit Wurzeln in Rumänien und Österreich. Auch Pfarrer Nutu wohnt mit seiner Familie in dem Haus. Zum Wohnprojekt gehört auch ein Kindergarten, der im Erdgeschoss untergebracht ist. Dieser wird von der katholischen Nikolausstiftung betrieben, einer Einrichtung der Erzdiözese Wien.

In dem Wohnhaus ist im Erdgeschoss auch ein Wallfahrtsbüro untergebracht, das von der Pfarre gemeinsam mit dem rumänisch-orthodoxen Patriarchat betrieben wird. Hier werden nicht nur für rumänisch-orthodoxe Gläubige, sondern für alle Interessierten Wallfahrten nach Rumänien organisiert, „damit neue Freundschaften geschlossen werden und wir die Schönheit unseres Landes und seines spirituellen Reichtums besser zeigen können“, wie es Patriarch Daniel in seinem Grußwort ausdrückte. r. 

Foto: Ziarul Lumina