Hl. Ehrwürdiger Dionysius der Kleine (Exiguus)
Text aus: Metropolit Serafim – Hesychasmus, Rumänische Tradition und Kultur, Der Christliche Osten Verl., Würzburg, 2003
Die christologischen Leitsätze des Konzils von Chalkedon – die den Monophysitismus verurteilten und die göttliche und menschliche Natur Jesu proklamierten – wurden von den Anhängern des Kyrill von Alexandria (+ 444) schlecht aufgenommen, da diese dem Buchstaben einiger Schriften ihres Meisters blindlings folgten. So erklärt sich der Dissens der „monophysitischen“ oder „vorchalkedonischen“ Kirchen, der Kirchen, die das Konzil von Chalkedon nicht anerkannten.
Einige in den byzantinischen Chroniken des 6. Jahrhunderts erwähnten „skythische Mönche“ nahmen an den allgemeinen Bemühungen, diese „Monophysiten“ wieder mit der universellen Kirche zu vereinigen. Es handelt sich hierbei um in einem oder mehreren Klöstern der Dobrudscha lebende Mönche, die in den „theopaschitischen Streit“ verwickelt waren.
Die „Skythischen Mönche“, von denen Johannes Maxentius dank seiner zahlreichen Werke der bekannteste ist, schlugen den byzantinischen Behörden und dem Papst Hormisdas vor, daß die Kirche eine neue Formel annehme: „Einer von der Dreieinigkeit hat im Fleische gelitten“. Von dieser Formel versprachen sie sich eine Versöhnung mit den „Monophysiten„. Obwohl orthodox, wurde die Formel damals nicht angenommen. Sie sollte jedoch etwas später durch Kaiser Justinian in seiner Hymne Monogenesis (zweites Antiphon der Liturgie des Johannes Chrysostomos ) wieder aufgenommen werden.
Hl. Dyonissius der Kleine
Zu den „Skythischen Mönchen“ gehört auch Dyonissius der Kleine (geboren um 470), von Amelli ein „Hieronymus seiner Epoche“ genannt, der „Vater der christlichen Ära“.
Von Dyonissius erfahren wir die meisten Einzelheiten über das geistliche Leben in seiner Heimat. Im Vorwort zu einer seiner Übersetzungen des Heiligen Kyrill von Alexandria richtet er Worte des tiefempfundenen Dankes an einen gewissen Bischof Peter für den Eifer, mit dem dieser ihm während der Kindheit „geistliche Nahrung“ hatte zuteil werden lassen (1). Möglicherweise war dieser Bischof einer der „Skythischen Mönche“ und möglicherweise hat Dyonisius sein Noviziat bei ihm verbracht, in einem Kloster oder einer Schule in Skythia Minor. In einem anderen Vorwort, gerichtet an die „ehrenwerten Herren und geliebten Brüder Johannes und Leontius“, liefert uns Dyonisius wertvolle Kenntnisse über jenes “ durch die Kälte und die Barbaren schreckliche Skythien, das aber stets für ihre Warmherzigkeit und ihr vorbildliches Verhalten bewundernswerte Männer hervorgebracht habe. Daß dem so ist“, sagt Dyonisius, „weiß ich nicht nur durch eigene Erfahrung seit meiner Geburt … sondern auch durch Erfahrung, denn hier, inmitten einer (allem Übel) ausgesetzten irdischen Gemeinschaft wurden Männer dank der Gnade des Herrn durch die Taufe wiedergeboren, Männer unter denen sich einige selige Väter befinden, die für diese Gegend ein besonderer geistlicher Segen sind … , Männer die ich die Gnade hatte zu beobachten, wie sie ein göttliches Leben in einem zerbrechlichen Leib führten.“(2)
Es ist bekannt, daß Dyonisius eine Weile in Konstantinopel in einem lateinischen Kloster lebte (davon gab es damals fünf), von wo ihn Papst Gelasius nach Rom rief, damit er patristische und kanonische Schriften übersetze.
Ein weiterer Mönch, der Diakon Zoticus, Abt eines Klosters in Skythien, unterzeichnete im Jahre 553 zusammen mit anderen Äbten ein an Kaiser Justinian gerichtetes Dokument (3)
(1) Ioan COMAN: „Les Scythes, Jean Cassien et Denys le Petit, et leurs relations avec le monde méditerranéen„, in Klironomia, Bd. 7, 1975, S. 35.
(2) ibidem, S. 36
(3) D. STĂNILOAE, „Die Beser in den Klöstern des Ostens„(auf Rumänisch), in BOR XCIV (1976), 5-6, S. 587.