Hl. Gregor Didaskalos (Grigorie Dascălul), Metropolit von Wallachei

Text aus: Metropolit Serafim – Hesychasmus, Rumänische Tradition und Kultur, Der Christliche Osten Verl., Würzburg, 2003

Metropolit Gregor Didaskalos, oder ”der Lehrer” (1823-1834) war ein großer Lehrer der Walachei. Zwischen diesen beiden Freunden und deren Wirken besteht eine solche Ähnlichkeit, daß sich die Grundzüge der Persönlichkeit von Benjamin bei seinem Pendant in der Walachei wiederfinden. Wie auch dieser, brachte auch er mittels seiner zahlreichen Übersetzungen „den Heiligen bei, Rumänisch mit uns zu sprechen.“ (1) Er gab den Reformen bezüglich des Unterrichts im Land und in den Klöstern den letzten Schliff und übte einen großen Einfluß auf die Gepflogenheiten der Priester und der Gläubigen durch das Vorbild seines eigenen Heiligenlebens aus. „In der Welt war er ein hesychastischer Metropolit, und bei sich Zuhause ein Anachoret, der die alten Väter befolgte.“(2)

Gregor wurde 1765 in Bukarest geboren und war Sproß einer „edlen“Familie. In seiner Jugend besuchte er 12 Jahre lang die Kurse der Akademie Sankt Sabbas, wo er eine hohe Bildung erwarb. Während seiner Studien machte er die Bekanntschaft des Mönches Gerontius, eines Schülers von Starez Paisie, der diesen nach Bukarest geschickt hatte, um dort Griechisch zu lernen, und schloß Freundschaft mit ihm. Diese Freundschaft, die zu geistlicher Vaterschaft wurde, brachte den jungen Georg (so lautete sein Taufname) nach Neamtz, wo er „zum Schüler unseres ehrwürdigen Vaters Paisie Welitschkowski wurde, aus dessen Händen er das Engelsgewand erhielt und der ihn auch zum Diakon weihte.“(3) In Neamtz zeigte Gregor unter der Leitung von Paisie und seines „Starez und geistlichen Vaters“Gerontius ebensoviel Eifer für das monastische Leben wie früher an der Schule für das Studieren. Seine Hauptaufgabe im Kloster war selbstverständlich das Übersetzen patristischer Werke.

Auf Einladung des Metropoliten Dositheus der Walachei teilte Gregor von 1796 bis 1817 seine Zeit zwischen dem Kloster Neamtz und Bukarest auf, stets mit der Übersetzung von Büchern beschäftigt, die entweder im Kloster, oder in Bukarest, Jassy oder Râmnic gedruckt werden sollten. Auf Bitten des Bischofs Josef von Argeş schrieb er auch „auf Altgriechisch und in einem eleganten Stil eine Apologie der Jungfrau, um die Publikationen des griechischen Gelehrten Neophytus Duca zu bekämpfen.“ (4). Nach dieser Zeit zog sich Gregor ins Kloster Căldăruşani zurück.

In der Stille von Căldărusani, wo er „als den Wissenschaften hingegebener Philosoph lebte, der niemals irgend eine kirchliche Würde innehaben wollte“(5), suchten die Abgesandten des Prinzen Gregor Ghica im Januar 1823 den demütigen Erzmönch Gregor auf, um ihm den Vorschlag des Prinzen, ihn zum Metropoliten des Landes zu inthronisieren, zu unterbreiten. Er lehnte ab. Als er aber an den fürstlichen Hof gerufen wurde, „ließ er sich überreden, die hohe Würde des Metropoliten der ganzen Walachei anzunehmen.“ (6)

Die unseligen Folgen der zaristischen Besatzung (1808 – 1812) und die revolutionären Bewegungen von 1821 (in Zusammenhang mit der Etairia) waren damals im ganzen Land zu spüren. Die Kirche war desorganisiert und zwischen den Priestern gab es viele Spannungen. Der Metropolit mußte auf allen Gebieten energisch eingreifen: in der Frage der Nominierung der Bischöfe der drei von ihm abhängigen Bistümer, in der Frage der Disziplin der Priester, in der schlimmen Frage der „gewidmeten Klöster“und in der Frage der Organisation des von der Kirche angebotenen, öffentlichen Unterrichts (er bemühte sich darum, daß in jedem Bistum ein Priesterseminar eingerichtet werde, unterstützte die Entstehung mehrerer neuer Schulen, schickte Stipendiaten ins Ausland, damit Lehrkräfte herangebildet werden, etc.). Zu Recht galt er als der „Eifrigste für das Gemeinwohl“ (7) Sein Eifer und seine Strenge brachten ihm aber im Jahre 1892, während eines erneuten russisch-türkischen Krieges (1828-1829) das Exil in Cernauti, Bessarabien, ein. Während des vierjährigen Exils (davon drei in Cernauti und eines in Buzău) setzte der Metropolit seine Übersetzungstätigkeit mit viel Eifer fort. Das Resultat dieser Arbeit waren mehrere patristische Bücher, die während seines Exils in Buzău in der Druckerei gedruckt wurden, die er selbst hatte einrichten lassen. Nachdem er seinen Bischofsitz zurückerhalten hatte, übte Gregor sein episkopales Amt bis zu seinem Tode am 22. Juni 1843 aus.

Von seinen Zeitgenossen erhielt Metropolit Gregor den Beinamen „der Lehrer“ – ein von der rumänischen Historiografie verliehener Name – dafür, daß er eine ansehnliche Anzahl von Büchern übersetzt und herausgegeben hatte. Es war dies eine Arbeit, der er einen großen Teil seines Lebens widmete. Dieselben Zeitgenossen sagten, er sei so eifrig bei dieser Arbeit, daß „seine Lampe erst bei Sonnenaufgang ausging und schon brannte, wenn die Sonne sank.“ (8) Die von ihm erstellten Übersetzungen sind zahlreich und mannigfaltig (Kommentare zur Schrift, Texte der Väter: Athanasios, die Kappadozier, Johannes Chrysostomos , Photius, Gregor Palamas, … spirituelle und asketische Texte). Sie richteten sich sowohl an Mönche als auch an Laien. Sie entsprachen den Bedürfnissen der Epoche. Der Metropolit schickte sie als „Schenkung“auch den am weitesten entfernten Gemeinden. Auf zwei umfangreichen Sammlungen der Werke des Johannes Chrysostomos  stipulierte er, daß diese Bücher kostenlos verteilt werden sollten.

(1) Bischof Hilarion von Argeş, „Reden bei der Beerdigung von Metropolit Gregor“, bei G. TOMESCU, Metropolit Gregor IV. der Ungrowalachei (auf Rumänisch), Chisinau, 1927,S. 93, Nr 4.

(2) ibidem.

(3) ibidem, S. 3.

(4) ibidem, S. 10.

(5) Vgl. einen Bericht des österreichischen Konsuls Kreuchely in BOR XXVIII (1908), S. 1010. Dokumente aus jener Zeit beschreiben ebenfalls die große Armut, in der Gregor in seiner Einsiedelei in Căldăruşani lebte.

(6) ibidem.

(7) N. POPESCU, Vie et oeuvres du pere Grégoire le Didascale, métropolite de Valachie (1765-22. Juni 1834), Bukarest, 1942, S. 20.

(8) ibidem, S. 10.