Seelsorge an alten Menschen im Bistum Salaj und bei Diakoneo: ein theologischer und ökumenischer Erfahrungsaustausch (Neuendettelsau, 8.10.2019)

Vortrag gehalten von Metropoliten Serafim zur Eröffnung der Konferenz „Seelsorge an alten Menschen im Bistum Salaj und bei Diakoneo”, Neuendettelsau, 8. Oktober 2019

 

Sehr geehrter Herr Rektor, Eure Exzellenz, ehrwürdige Väter, ehrwürdige Mutter Äbtissin, Brüder und Schwestern im Herrn!

Ich freue mich, an der Eröffnung dieser Konferenz teilzunehmen, die sich der Seelsorge an alten Menschen widmet und im Rahmen derer ein theologischer und ökumenischer Erfahrungsaustausch zwischen dem Bistum Salaj und der neuen Struktur der Diakonie Neuendettelsau stattfinden wird, die sich nun Diakoneo nennt. Ich danke Herrn Rektor Matthias Hartman für die Intitiative und die Organisation dieser Begegnung, die sich in Tradition der Beziehungen zwischen der Diakonie Neuendettelsau und der Rumänischen Orthodoxen Kirche einreiht, die vor vielen Jahren begründet  wurde.

Wir freuen uns, dass diese Tradition auch in unserem gemeinsamen Deutsch-Rumänischen Institut „Ex fide lux” für Theologie, Wissenschaft, Kultur und Dialog fortgeführt wird unter dem Vorsitz des früheren Rektors der Diakonie Neuendettelsau. In unserer Buchreihe „Deutsch-Rumänische Theologische Bibliothek” konnten wir bereits mehrere Bücher veröffentlichen, die die Theologischen Konsultationen zwischen der Diakonie Neuendettelsau und verschiedenen Bistümern der Rumänischen Orthodoxen Kirche seit 2007 dokumentieren.

Konferenzen und Begegnungen wie diese sind für alle Seiten nützlich. Wir lernen uns dabei besser kennen und auch die spezifischen Werte unserer Kirchen zu würdigen. Und wir uns dabei gegenseitig inspirieren. Es ist bekannt, dass die Orthodoxe Kirche eine Kirche der Liturgie und des Gebets par excellence ist, die das Herz verwandelt und aus einem steinernen Herzen ein Herz aus Fleisch und Blut macht, also ein sensibles, gutes, lebendiges und gegenüber den Nächsten in Not mitfühlendes Herz. Aus dem mitleidsvollen Herzen entspringen die Werke der leiblichen und seelischen Barmherzigkeit, die der orthodoxe Katechismus nach dem Gleichnis Jesu vom Weltgericht (Matthäus 25) beschreibt. Diese bestehen darin, den Hungrigen zu essen zu geben, den Nackten kleiden, Fremde aufzunehmen, Kranke und Gefangene zu besuchen, aber auch Irrende zurüchzuweisen, Unwissende zu lehren, für die Nächsten zu beten und Traurige zu trösten…

So betet der Gläubige, er fastet und nimt regelmäßig an das Herrenmahl teil und dabei empfängt die Kommunion an Leib und Blut Christi, er erlangt allmählich ein mitleidsvolles Herz und wird die Werke der Barmherzigkeit auf natürliche und diskrete Weise von sich aus vollbringen, ohne darin noch ein Gebot zu sehen und ohne dafür einen Belohnung zu erwarten. So wurden diese guten Werke der Barmherzigkeit im Laufe der Geschichte praktiziert und vollbracht, und so werden sie auch heute im Allgemeinen noch vollbracht, im Osten wie im Westen Europas. In den modernen Gesellschaften wird die Philanthropie seit langem auf organisierte und institutionelle Weise durchgeführt. In diesem Sinne ist das Unternehmen Diakoneo ein besonderes Beispiel, vor allem für uns Rumänen, befinden wir uns doch trotz vieler bereits bestehender Einrichtungen immer noch am Anfang der flächendeckenden Organisation des philanthropischen Wirkens.

Was die Seelsorge an alten Menschen betrifft, das Thema unserer Begegnung, so zählt diese zu den Fragen der Kirche, die große Aktualität besitzen. Dies liegt vor allem an der demographischen Entwicklung. So überaltert die Bevölkerung unserer Länder immer mehr. Das hängt einerseits mit der immer höheren Lebenserwartung zusammen, aber auch mit der immer geringen Geburtenrate.

Rumänien steht hier vor einer besonderen Herausforderung, was die Überalterung der Bevölkerung betrifft. So sind seit der Wende von 1989 von etwa 22 Millionen Bevölkerung, über 7 Millionen Menschen emigriert, und das sind meist junge Menschen. Wenn früher die alten Menschen in ihren Familien und zusammen mit ihren Kindern und Enkeln gelebt haben, wo sie natürlicherweise hingehören, so leben heute immer mehr alte Menschen alleine in ihren Häusern und brauchen Unterstützung und Betreuung von außen. Die Kirche ist dazu gerufen, sich um diese Brüder und Schwestern Christi zu kümmern, ob sie alleine in ihren Häusern leben oder in staatlichen Altenheimen. Dabei ist gerade die Kirche gerufen, selbst solche karitativen Einrichtungen zu gründen und zu unterhalten. Wir Rumänen können hier durchaus auf das Modell der Kirchen des Westens blicken, die eine sehr gut organisierte Diakonie haben, und das nicht nur in großen Unternehmen wie etwa Diakoneo, sondern auch in anderen Formen auf lokaler oder auch parochialer Ebene, wo sehr viele Ehrenamtliche mitarbeiten.   

Ich bete zum allmächtigen und grundgütigen Herrn, dass Er den Erfahrungsaustausch zwischen Diakoneo und dem Bistum von Salaj segnen möge und dass diese Begegnung eine gegenseitige Bereicherung für alle Beteiligten sein möge!

 

† Metropolit Serafim