Statement anläßlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen 2021 in St. Pölten

Seit längerem findet jedes Jahr Ende Jänner die Gebetswoche für die Einheit der Christen statt. Da das Jahr 2021 sehr herausfordernd ist, können die ökumenischen Veranstaltungen nicht mehr wie üblich durchgeführt werden. Im Raum St. Pölten werden die ökumenischen Aktivitäten vom Ökumenischen Arbeitskreis „Niederösterreich West“ veranstaltet. Die Ökumenischen Partner sind die Römisch-Katholische Kirche, die Rumänisch-, Serbisch- und Russisch-Orthodoxe Kirche, die Evangelische Kirche, die Altkatholische Kirche und die Evangelisch-Methodistische Kirche. Trotz der schwierigen Lage wollen die Christen diese Gebetwoche heuer schriftlich und sichtbar markieren, indem ein Vertreter jeder Kirche einen kurzen Beitrag verfasst und eine Videoaufnahme mit einem Gebet vorbereitet. Alle Beiträge werden dann an den dementsprechenden Stellen veröffentlicht.

In folgenden Zeilen wird das Statement der Vertreter der Rumänisch-Orthodoxen Kirche St. Pölten, Pfr. Cătălin Florin Soare, MA, wiedergegeben:

 

Ökumene hat für mich, als Vertreter der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, eine große Bedeutung auf mehrere Ebenen:

1) auf schulischen Ebene wo ich über die Zusammenarbeit von allen christlichen Konfessionen sehr zufrieden bin. Öfters bleiben die Randstunden für die Religionslehrern reserviert, oder werden mehrere Religionsunterrichte parallel angeboten. Dadurch kommt man in der Schule vermehrt in Verbindung und man tauscht sich  über verschiedenen Themen gerne aus.

Angesichts dieser Krise haben viele ReligionslehrerInnen versucht, den SchülerInnen und anderen KollegInnen einen religiösen Beistand und Halt geeint anzubieten. Berührend war auch die kath. Schulamtsinitiative „Wir halten zusammen-Glaube verbindet“ nach dem Terroranschlag in Wien.

2) auf der seelsorglichen Ebene in Krankenhäusern oder Gefängnissen sind wir rumänisch-orthodoxen Christen auf die Unterstützung von römisch-katholischen und evangelischen Kollegen (die dort bereits etabliert sind) angewiesen. Wir können auch in dieser Hinsicht dankbar sein; ich werde nie die „Aufträge“ vergessen für die Menschen in Not (mit mangelnden Sprachkenntnissen, oder die schwer krank waren, oder in sonstigen schwierigen Situationen, die ich von kirchlichen Mitarbeitern erhalten habe).

3) was die offizielle Ökumenische Arbeit in NÖ West betrifft, ist es immer ein Vergnügen, an den Sitzungen teilzunehmen, die freundliche Atmosphäre zu geniessen. Auch die verschiedenen Initiativen der Stadt St. Pölten sind ein Anlass immer wieder in Kontakt zu kommen.

4) auf menschliche Ebene möchte ich Ihnen persönlich Erfahrungen,die mich in vegangenem Jahr (2020) ganz besonders beeindruckt haben, näher bringen:

  1. a) jedes Jahr am Beginn des Sommers feiern wir eine Totengedächtnisfeier für die rumänischen Soldaten aus dem ersten Weltkrieg, die in Zwentendorf/Donau begraben sind (Rumänischer Soldatenfriedhof). Trotz der heurigen Beschränkungen hat dieser Gottesdienst wie geplant stattgefunden, allerdings unter der Präsenz einer Mehrheit der Teilnehmenden aus der dortigen römisch-katholischen Pfarre (mehrere Personen). Seitens der Rumänisch Orthodoxen Kirche war nur der Pfarrer und ein Mitglied anwesend. Infolgedessen wurden die Gebete gänzlich auf Deutsch spontan rezitiert. Meine Gefühle waren so einmalig gut wie noch nie.
  2. b) Kurz vor Weihnachten habe ich zufällig im Stadtzentrum Superintendent Lars M. getroffen. Es war eine Möglichkeit, ihm alles was mir weh tut und was mich freut, vor Weihnachten zu erzählen. Nach einiger Zeit haben wir uns herzlich und zuversichtlich mit dem „Coronagruß“ verabschiedet. Dieses Treffen hat einfach so gut getan so wie anderen Gespräche, die ich regelmäßig mit den römisch-katholischen Nachbarn und dem Dechant Ernst B. führe. Nicht zuletzt hat mich der evangelisch-methodistische Laienpastor Wolfgang G. vor kurzem um einen orth. Kirchenkalender für seine Schwiegereltern gebeten. Neujahrs- telephonische Grüsse vom Pfr. Richard G. aus der Altkath. Kirche haben mich sehr gefreut. Nicht zuletzt möchte ich auch die ständige Verbindung und Beratung mit dem Grazer Ökumene Univ.-Prof. Pablo Argarate hervorheben. All dass nenne ich Ökumene des Herzens.

Pfr. Catalin Florin Soare MA, Rumänisch-Orthodoxe Kirche