Teilnahme an den 42. Passionsspielen in Oberammergau

Nach zweijähriger Pandemie-Verzögerung fand vergangenen Samstag, den 14. Mai 2022, unter weiß-blauem Bayernhimmel und heiterem Vogelgezwitscher, die Premiere der 42. Oberammergauer Passionsspiele statt. Im Laufe der fünfstündigen Aufführung, wird die Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu, das heißt die letzten fünf Tage des Herrn, von Palmsonntag bis zur Auferstehung, nachgestellt.

An diesem Ereignis nahmen viele kirchliche Würdenträger sowie Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport teil. Als Vertreter der Rumänisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Mittel- und Nordeuropa nahmen neben dem Metropoliten Dr. Serafim Joantă, Pfr. Dr. Alexandru Nan, Dekan für Bayern, Diakon Dumitru Dura, Metropolitansekretär, und Hypodiakon Julian Dettling teil.
 
Feierlich eingeleitet wurden die Spiele durch den ökumenischen Eröffnungsgottesdienst. Nach der anschließenden Ehrung langjähriger Mitspieler begann die 42. Vorstellung, bei der heuer 2.100 der rund 5.200 Dorfbewohner mitwirkten. Nur wer im Ort geboren ist oder seit 20 Jahren dort lebt hat sogenanntes Spielrecht. Zur fünfstündigen Premiere am Samstagnachmittag waren rund 4.400 Gäste geladen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der in der dreistündigen Spielpause zum Staatsempfang einlud, unterstrich den Wert der Passionsspiele, die er zum bayerischen Kulturgut zählt: „Darauf sind wir sehr stolz.“ Die UNESCO zählt die Oberammergauer Passionsspiele seit 2014 zum immateriellen Weltkulturerbe. Hinsichtlich unserer gottvergessenen Zeiten beschrieb Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe, die Spiele als ein „epochales Werk“ mit „besonderer Wirkung“. Ilse Aigner, Mitglied des Bayerischen Landtags zeigte sich vor allem davon „tief beeindruckt“, „wie viel Herzblut die Oberammergauer in ihr Gelübdespiel stecken“. Schauspieler Ben Becker, der selbst bereits auf der Oberammergauer Bühne stand, zeigte sich „ganz überwältigt“ und bedauert, „dass wir daraus nichts lernen.“ Zuletzt bedankte sich der 60-jährige und vierfache Spielleiter Christian Stückl bei allen Mitwirkenden: „Ihr seid’s einfach ein guter Haufen.“
 
Die ersten Oberammergauer Passionsspiele fanden Anno Domini 1634 statt. Ein Jahr zuvor, als die Pest in vielen Teilen Europas wütete, legten die Dorfbewohner in ihrer Not ein Gelübde ab: Sie schworen, alle zehn Jahre das Leiden und Sterben Christi nachspielen zu wollen, wenn das Dorf fortan von der Pest verschont bleibt. Preiset den Herrn! Die Gebete des Dorfes wurden erhört und so können wir schon seit fast 400 Jahren dieses monumentale Meisterwerk hautnah nacherleben. „Und ich sage euch: Bittet, und euch wird gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und euch wird geöffnet werden“ (Lukas 11,9).
 
Das Evangelium lehrt uns: „In eurer Geduld gewinnet eure Seelen“ (Lukas 21,19). Dabei hilft uns die Betrachtung der Leiden Christi, „damit niemand meint, er leiste etwas Großes“ (Johannes von Damaskos). Wer um Christi willen leidet und sein Kreuz auf sich nimmt, also erdulden kann, was eintreten wird, dem ist „ein Kranz verheißen“ (Gregorios der Sinaite). Die himmlischen Güter liegen verborgen „in den Bedrängnissen, in den Leiden, in der Ausdauer und im Glauben“ (Symeon Metaphrastes). In dieser Welt werden wir Bedrängnis haben, nehmen wir also unser täglich Kreuz auf uns und seien mutig, den Er hat „die Welt besiegt“ (Johannes 16,33).

Ipodiakon Julian Dettling, München