Hirtenwort zum Sonntag der Vergebung, 17. März 2024

Das Mysterium der Beichte oder Sündenbekenntnis

Liebe Väter und liebe Gläubige,

das Wort, das ich euch zu Beginn der Fastenzeit ans Herz legen möchte, betrifft das Mysterium der Beichte oder des Sündenbekenntnisses vor dem Beichtvater, der von Gott die Vollmacht erhalten hat, die Sünden der Menschen zu vergeben. Am Tag der Auferstehung erschien der Erlöser Jesus Christus Seinen heiligen Jüngern und Aposteln, „hauchte sie an und sagte zu ihnen: ‚Nehmt den Heiligen Geist; welchen ihr die Sünden vergebt, denen werden sie vergeben, und welchen ihr die Sünden behaltet, denen werden sie behalten'“ (Johannes 20,22-23). Nur die Apostel erhielten die Vollmacht zur Sündenvergebung, und sie gaben sie durch die Weihe an die Bischöfe und dann an die Priester in ununterbrochener Sukzession bis heute weiter. Das Mysterium der Beichte wird seit den Anfängen der Kirche vollzogen. In den ersten christlichen Jahrhunderten war es ein öffentlicher Akt: jeder Gläubige beichtete seine Sünden vor der ganzen Gemeinde, und der Bischof oder Priester sprach das Gebet der Absolution. Später wurde die Beichte nur noch vor dem Priester abgelegt, der durch kirchliche Vorschriften verpflichtet war, die Beichte geheim zu halten.

Das Mysterium der Beichte, das auch als zweite Taufe bezeichnet wird, ist die große Barmherzigkeit Gottes an uns Sündern, die wir immer wieder das in der Taufe gegebene Versprechen brechen, dem Satan zu entsagen und uns Christus anzuschließen. Vor der Taufe fragt der Priester den Neophyten (den Taufbewerber): „Entsagst du dem Satan und all seinen Werken und all seinem Dienst und all seinen Engeln und all seinem Stolz?“ Und der Neophyt oder Pate antwortet: „Ich entsage!“ Die nächste Frage lautet: „Schließt du dich Christus an?“ – „Ich schließe mich an.“ Das dreimalige Eintauchen in das Taufwasser zeigt mystisch unser Sterben und Auferstehen mit Christus. Dadurch werden wir auch zu Gliedern der Kirche, das heißt zu Christen, die sich Tag für Tag und ihr ganzes Leben lang bemühen, die Versprechungen bei der Taufe zu erfüllen; denn das christliche Leben ist die ständige Aktualisierung der Taufe. Der heilige Paulus nennt die Christen, an die er sich in seinen Briefen wendet, „Heilige“, weil wir durch die Taufe die Gnade der Heiligkeit empfangen; die Kraft, ein heiliges Leben zu führen. Alle Christen sind durch die Taufe Heilige. Jedoch sind es die meisten leider nicht durch ihre Lebensweise. Denn im Leben brechen wir alle die Versprechen, die wir bei der Taufe gegeben haben, und sündigen, „in Gedanken, Worten und Taten, mit all unseren Sinnen, seelischen und leiblichen“, wie in einem Gebet gesagt wird. Aber Gott, der „nicht den Tod des Sünders will, sondern dass er umkehre und lebe“ (Hesekiel 33,11), der die Schwäche der menschlichen Natur kennt und weiß, dass „der Geist des Menschen von Jugend an auf das Böse gerichtet ist“ (5. Gebet vor der Kommunion), hat den Sündern bis zum Tod die Buße als Heilsmittel angeordnet. Jedes Mal, wenn wir eine Sünde beichten, wartet Er, uns zu vergeben, und wir versprechen, die Sünde nicht zu wiederholen. „Ich würde lieber sterben, als zu einer meiner gebeichteten Sünden zurückzukehren“, sagen wir im Gebet vor der Beichte.
Bei der Beichte kommen wir mit einem tiefen Bewusstsein unserer Unwürdigkeit. Wir bekennen aufrichtig und mit Reue, sogar unter Tränen, die Sünden, die wir begangen haben, und wir versprechen Gott, dass wir sie nicht wiederholen werden. Dies sind also die drei Bedingungen, um von Gott Vergebung zu erhalten: aufrichtiges Bekenntnis der Sünden, Reue über sie und der Wille, sie nicht zu wiederholen. Der Beichtvater gibt uns einen Bußkanon (Gebet, Fasten, Almosen usw.) und spricht dann das Gebet der Absolution: „Unser Herr und Gott und Erlöser Jesus Christus, mit der Gnade und Barmherzigkeit Seiner Menschenliebe, vergebe dir, mein geistlicher Sohn (Name), alle deine Sünden, und ich, der unwürdige Priester und Beichtvater, vergebe und spreche dich los von allen deinen Sünden, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ Der bei der Beichte empfangene Kanon soll nicht als Strafe für begangene Sünden verstanden werden, sondern als Mittel zur Heilung von der Sünde und ihren Folgen: Krankheit, Leiden, Versagen im Leben, alle Folgen der Sünde.
Es gibt besonders schwerwiegende Sünden wie Unzucht, nichteheliches Zusammenleben, chirurgische Abtreibung und hormonelle Abtreibung durch die Einnahme der Antibabypille, Vermeidung von Kindern durch verschiedene andere Mittel, alle Sünden gegen die Natur, Hass auf unsere Nächsten und andere Sünden. Für diese wird der Beichtvater einen strengeren Bußkanon anordnen: vermehrtes Gebet zusammen mit Metanien, tägliche Lektüre des Psalters und des Neuen Testaments, der Trostkanon der Gottesgebärerin, strengeres Fasten und viel Almosen. Bei diesen schweren Sünden ist der Priester auch verpflichtet, uns die heilige Kommunion eine Zeitlang zu verwehren, bis wir zeigen, dass wir von ihnen geheilt sind. Wenn wir die heilige Kommunion ohne tiefe Reue empfangen und unsere Seele noch nicht von der Sünde geheilt ist, empfangen wir die Kommunion zu unserer Verdammnis. In diesem Zusammenhang sagt der heilige Paulus: „Wer unwürdig isst und trinkt, verdammt sich selbst, indem er isst und trinkt und nicht bedenkt, dass es der Leib des Herrn ist“ (1. Korinther 11,29).

Die Sünde ist die schmerzlichste Erfahrung des Menschen und der Welt, denn sie zerstört die Harmonie, die Gott in seine Schöpfung gelegt hat. Gott hat in die Natur von allem, was existiert, einschließlich der menschlichen Natur, Gesetze eingeprägt, damit in allem und überall Harmonie herrschen kann. Die Sterne im Universum respektieren die göttlichen Gesetze, die in ihre Natur geschrieben sind, in vollem Umfang: „Er gab ein Gesetz, das nicht übertreten wird“, sagt der Psalmist (Psalm 148,6 LXX). Deshalb herrscht im Kosmos Harmonie. Würden die Milliarden von Himmelskörpern, von denen sich jeder wie in einem wunderbaren Tanz um seine eigene Achse und um größere Achsen bewegt, die Gesetze Gottes nicht respektieren, würde im Universum ein großes Chaos herrschen. Nur der Mensch verstößt gegen Gottes Gesetze, und deshalb gibt es in seinem Leben und im Leben der Menschheit keine Harmonie, sondern Chaos.

Jede Sünde, die in Gedanken, Worten oder Taten begangen wird, ist unnatürlich, d.h. gegen die Natur, und hat negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit an Leib und Seele. Der Apostel Johannes sagt, dass „Sünde die Übertretung des Gesetzes ist“ (1. Johannes 3,4). Es gibt Naturgesetze und für den Menschen auch ethische Gesetze (die Zehn Gebote). Wenn wir gegen die Gesetze und Gebote Gottes verstoßen, die zu unserem Wohl und unserer Gesundheit gegeben wurden, richtet sich dies durch alle Arten von Leid gegen uns selbst. Es gibt ein weises Sprichwort: „Gott vergibt immer, der Mensch vergibt manchmal, aber die Natur vergibt nie.“ Nicht Gott bestraft uns, sondern die Sünde selbst. Gott straft niemanden, denn er ist die Liebe. Und wer wirklich liebt, kann nicht bestrafen. Im Gegenteil: Gott leidet mit uns und wartet darauf, dass wir zu Ihm zurückkehren, damit Er uns von Sünde und Krankheit erlösen kann. Die Menschen wenden sich vor allem dann an Gott, wenn sie von Leid oder Krankheit heimgesucht werden. In Trübsal und Krankheit erkennen wir unsere tiefe Hilflosigkeit. Unser Sündenbewusstsein erwacht in uns, und wir schreien nach Gottes Hilfe, die nicht lange auf sich warten lässt, wenn wir unter Tränen und mit Reue unsere Sünden bekennen. Aber lasst uns nicht erst in Not geraten, um zu Gott zurückzukehren!

Liebe Gläubige,

morgen beginnt die Fastenzeit als Vorbereitung auf die Auferstehung. Wir können kein Fest genießen, geschweige denn das „Fest der Feste“, das die Auferstehung des Herrn ist, wenn wir uns nicht durch Fasten und vermehrtes Gebet sowie durch das Bekenntnis der Sünden vorbereiten. Im Heiligen Evangelium, das wir heute lesen, bittet uns der Heiland, die Sünden unserer Nächsten zu vergeben, damit Gott uns unsere Sünden vergibt; Er ermahnt uns, mit heiterem und frohem Gesicht zu fasten, ohne sich des Fastens zu rühmen, und Er bittet uns auch, keine Schätze auf Erden, sondern im Himmel zu sammeln. Und die Schätze im Himmel sammeln wir durch gute Werke. Nach dem Tod nehmen wir nichts mit außer gute Werke (vgl. Offenbarung 14,13).

Vergeben wir also von Herzen denen, die uns Unrecht getan haben; bemühen wir uns, während dieser Fastenzeit mit Freude zu fasten, weil wir wissen, dass das Fasten ein großer Segen für die Gesundheit von Seele und Körper ist, und klammern wir uns nicht an materielle Güter, sondern überwinden wir unsere Geldgier durch Almosen an die Armen. Denn Gott wird uns gerade nach dem Guten beurteilen, das wir unseren Mitmenschen in Not und Bedrängnis getan haben (siehe Matthäus 25,31-46).

Ich bitte den Heiland Jesus Christus, euch alle zu segnen und euch an einem Fasten teilhaben zu lassen, das der Gesundheit des Körpers und dem Heil der Seele dient.

+ Metropolit Serafim