Offizieller Festakt zur Verleihung des Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts an die Rumänisch-Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa im Land Berlin

Am Montagabend, den 6. März 2023, wurde die Rumänisch-Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa offiziell als Körperschaft des öffentlichen Rechts im Land Berlin anerkannt. Der Festakt fand in der Rumänisch-Orthodoxen Kirche der Heiligen Erzengel Michael und Gabriel in Berlin statt. Bislang hat unsere Metropolie diesen Status in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Saarland und Nordrhein-Westfalen erhalten. Der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts ist die höchste Form der Anerkennung, die der deutsche Staat einer Religionsgemeinschaft gewähren kann. Er wird großen, gut organisierten Kirchen (wie der katholischen und der evangelischen Kirche) mit vielen Gläubigen verliehen, die als langfristige Partner des deutschen Staates gelten und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben.

In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass der Status einer Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts viele Vorteile und Nutzen mit sich bringt im Vergleich zur Organisation als eingetragener gemeinnütziger Verein, der einfachsten Organisationsform für Kirchengemeinden/Religionsgemeinschaften, die jedoch unter das Privatrecht fällt und in dieser Hinsicht viele Nachteile hat. In Deutschland können Religionsgemeinschaften, die als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt sind, ihre religiösen Feiertage größtenteils nach dem Feiertagsgesetz gestalten. Schulen und Arbeitgeber können dann Mitglieder der jeweiligen Religionsgemeinschaft für die Teilnahme am Gottesdienst freistellen. Darüber hinaus ist es möglich, dass Religionsgemeinschaften durch Mitglieder, die für den schulischen Religionsunterricht qualifiziert sind, Religionsunterricht erteilen und damit einen positiven Beitrag zur sozialen, kulturellen und religiösen Bildung der Schüler leisten. Dann können sie aufgrund ihrer eigenen Gesetzgebungsbefugnis Vorschriften über die Kirchenmitgliedschaft erlassen, eigene Organisationsstrukturen schaffen und die Besoldung und soziale Absicherung der Angestellten nach ihrem eigenen Kirchenbeamtengesetz regeln. Das Verfahren zur Verleihung des Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts ist komplex und zeitaufwändig, da das Verfahren bisher auf Bundesebene nicht einheitlich gesetzlich geregelt ist. Jedes einzelne Bundesland behandelt die Anträge unterschiedlich. Aus diesem Grund bemüht sich Seine Eminenz Metropolit Serafim seit mehr als 20 Jahren nachhaltig um die Anerkennung unserer Metropolie als Körperschaft des öffentlichen Rechts in allen Bundesländern.

Bei der offiziellen Zeremonie am Abend des 6. März 2023 war der Berliner Senat durch den Staatssekretär für europäische Angelegenheiten, Gerry Woop, vertreten, der von einer offiziellen Delegation begleitet wurde. Für die rumänische Botschaft in Deutschland nahm Seine Exzellenz Frau Botschafterin Adriana Stănescu in Begleitung von Herrn Iulian Costache, Kulturreferent derselben Institution, und weiteren Beamten teil. Eine offizielle Delegation des Kreises Alba unter der Leitung vom Herrn Ion Dumitrel, Präsident des Kreisrates von Alba, nahm ebenfalls an der Veranstaltung teil. An der Zeremonie war auch Herr Rechtsanwalt Albrecht Michael Schumann aus Erlangen anwesend, der mit viel ehrenamtlichen Engagement das langjährige und komplizierte Anerkennungsverfahren der Metropolie als Körperschaft juristisch begleitet hat.

Unsere Metropolie war durch Seine Eminenz Metropolit Serafim vertreten, der vom rumänisch-orthodoxen Dekan für Ostdeutschland, Priester Ioan Forga, begleitet wurde. An der Zeremonie nahmen alle in Berlin tätigen Priester und Diakone teil, angeführt von Vater Protosynkellos Clement Lodroman, Pfarrer der Kirche, in der die offizielle Veranstaltung stattfand, und Vater Ioan Dragoș Manu, Pfarrer der zweiten aktiven Pfarrei in Berlin, die Kirchgemeinde der „Heiligen Kaiser Konstantin und Helena“. Zahlreiche Gläubige der Berliner Kirchengemeinden waren ebenfalls anwesend.

Dem offiziellen Festakt ging eine Vesper voraus, die überwiegend in deutscher Sprache gehalten wurde. Nach dem Abendlob folgte die offizielle Veranstaltung, umrahmt von einem sehr schönen musikalischen Programm, gespielt auf Harfe von Frau Rita-Georgeta Hartobanu, Musiklehrerin aus Dessau.

Die Reihe der offiziellen Reden wurde durch das Wort Seiner Eminenz Metropolit Serafim eröffnet. In seiner Ansprache sagte der Metropolit:

„Die Rumänische Orthodoxe Metropolie von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa mit Sitz in Nürnberg freut sich über ihre staatliche Anerkennung als Körperschaft des Öffentlichen Rechts auch im Stadtstaat Berlin und dankt den Behörden dieses Bundeslandes für die Offenheit gegenüber den orthodoxen Rumänen, die in der Hauptstadt Deutschlands leben. Besonders danken wir auch Ihnen, Herr Staatssekretär, dass Sie persönlich in unsere Kirche gekommen sind, um uns die offizielle Urkunde darüber zu überreichen. Diese Kirche, die im Stile der Kirchen der Bukowina aus dem Norden der historischen Region der Moldau erbaut ist, hat als Grundstein das persönliche Opfer unseres Priesters Dr. Constantin Mihoc, der zwischen 1998 und 2009 hier der Gemeindepfarrer war, und des Gemeindeglieds Nicolae Cioară, die beide hier am 4. August 2009 bei einem schrecklichen Unfall während der Bauarbeiten ihr Leben verloren haben, während sie das Grundstück für den Beginn der Mauerarbeiten vorbereiteten.

In Berlin existiert eine rumänische Pfarrgemeinde schon seit 1938 mit einer Kirche und einem angebauten Pfarrhaus, die jedoch 1945 schwer beschädigt und 1963 schließlich ganz zerstört wurden.

Nach den offiziellen Statistiken lebten zum Stichtag 31. Dezember 2022 in Berlin 27.155 Rumänen und 6125 Moldawier. Hinzu kommen viele ethnische Rumänen, die im Laufe der Zeit die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen bekommen haben, aber Gläubige der Rumänischen Orthodoxen Kirche geblieben sind.

Nach der jüngsten Volkszählung in Rumänien sind über 85 % der Gesamtbevölkerung rumänisch orthodox getauft. Als rumänische orthodoxe Diözese in Deutschland bemühen wir uns darum, unseren Gläubigen die Möglichkeit zu geben, den Glauben zu praktizieren, in dem sie getauft wurden, und ihnen gleichzeitig ein geistliche „Zuhause“ zu bieten, hier fern des Landes, aus dem sie kommen. Wir glauben, dass wir dadurch dazu beitragen, dass sich die Rumänen hier gut integrieren und Wurzeln schlagen, zu ihrem eigenen Wohl wie zum Wohl der Gesellschaft selbst. Die Gläubigen, die an den Gottesdiensten unserer beiden Pfarreien aus Berlin teilnehmen, arbeiten in den verschiedensten Bereichen: im Baugewerbe, im Transportwesen, in Krankenhäusern, in Schulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen etc. Nachdem uns derzeit noch Gotteshäuser fehlen, haben wir bisher nur zwei Pfarreien in Berlin. Die Mehrheit der Rumänen versteht sich als der Orthodoxen Kirche zugehörig und nimmt an unseren Gottesdiensten teil, zumindest an den großen Festen Ostern und Weihnachten. Genauso ist die Taufe der Kinder eine tief in der Seele der orthodoxen Rumänen verwurzelte Tradition. Auch die Beerdigung Verstorbener ist unvorstellbar ohne Mitwirkung eines Priesters! Unsere Gläubigen bitten immer wieder um das Gebet der Kirche für ihre verschiedenen Anliegen, Beschwernisse oder Krankheiten, die ihnen widerfahren; ebenso bitten sie um Fürbitte für ihre Verstorbenen. So schenkt die Kirche den Seelen der Menschen Kraft und Trost und beweist sich selbst als ein sozialer Faktor von großer Bedeutung.

Die Rumänische Orthodoxe Kirche ist sehr offen im ökumenischen Dialog, der sich um die Wiederherstellung der Einheit der Christen bemüht. Der Erlöser Jesus Christus hat gebetet, „dass alle eins seien“ (Johannes 17,21). Daher nehmen wir auch an sehr vielen ökumenischen Ereignissen teil, sowohl auf nationaler wie auf regionaler und lokaler Ebene. Ich selbst bin häufig in ökumenischen Kreisen eingeladen, um über die orthodoxe Spiritualität zu sprechen, die eine mystische Spiritualität und eine Spiritualität des Herzens ist, jenes geheimnisvollen Ortes, wo wie in einem Fokus alle physischen und psychischen Energien der menschlichen Person zusammenkommen. Die christliche Spiritualität und die orthodoxe insbesondere zielen auf das innere seelische Gleichgewicht des inneren Menschen. Wir wissen alle, wie wichtig das seelische Gleichgewicht für gute Beziehungen zwischen den Menschen ist, ob in der Familie oder in der Gesellschaft.

Sehr geehrter Herr Staatssekretär, im Namen der rumänischen orthodoxen Gläubigen aus Berlin mit ihren beiden Priestern an der Spitze – Vater Protosynkellos Clement Lodroman und Vater Dr. Dragoș Manu – darf ich Sie herzlich bitten, unseren Dank den Behörden und dem Senat des Bundeslandes Berlin für die Anerkennung der Rumänischen Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa als Körperschaft des Öffentlichen Rechts zu übermitteln.

Wir bitten Gott, den Grundgütigen und Allmächtigen, die schöne Hauptstadt Deutschlands, Berlin, seine öffentlichen Behörden und alle Bewohner zu segnen!“

Anschließend ergriff Staatssekretär Gerry Woop das Wort. In seiner Rede sprach Herr Woop über den langen Weg zur Körperschaft des öffentlichen Rechts und die Tatsache, dass die Rumänen zur religiösen Vielfalt in Berlin beitragen. Er lobte die Offenheit der Rumänisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa für den interreligiösen Dialog, die Förderung von Frieden und Völkerverständigung sowie ihr Engagement für Menschen in Not.

Seine Exzellenz Frau Botschafterin Adriana Stănescu, Leiterin der diplomatischen Vertretung Rumäniens in Deutschland, betonte in ihrer Rede die Bedeutung dieses Moments für die rumänisch-deutschen Beziehungen und wies darauf hin, dass die Kirche eine sehr wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Einheit der rumänischen Gemeinschaft und der Bewahrung ihrer Identität und Sprache spielt. In diesem Zusammenhang dankte er für die Hingabe, mit der die Pfarrer Clement Lodroman und Ioan Dragoș Manu der Gemeinschaft der rumänischen Gläubigen in Berlin durch Gottesdienste, kulturelle und karitative Aktivitäten dienen.

Sie erwähnte auch, dass Seine Eminenz Serafim Joantă, Erzbischof und Metropolit der Rumänisch-Orthodoxen Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa, zahlreiche Partnerschaften mit Institutionen in Rumänien und Deutschland aufgebaut hat, um die Integration der rumänischen Gemeinschaft und die Zusammenarbeit von Rumänen in Deutschland mit Partnern in Rumänien zu fördern.

Dieser besondere Abend wurde dann mit einem besonderen Abendessen abgeschlossen, das den Gästen großzügig angeboten wurde und sich als eine gute Gelegenheit zum Dialog und gegenseitigen Kennenlernen erwies, die von allen anwesenden Beamten, Gästen und Gastgebern mit Freude genutzt wurde.

Priester Ioan Forga, Dekan der rumänisch-orthodoxen Kirchgemeinden in Ostdeutschland