Pastoralbrief des Metropoliten Serafim zum Ostern 2025
„Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen” (Psalm 55, 23)
Hochwürdige und ehrwürdige Väter, geliebte Gläubige,
Christus ist auferstanden!
Wir preisen Gott den Herrn mit Ehrerbietung dafür, dass Er uns für würdig befunden hat, in Frieden zum höchsten Fest der Christenheit zu gelangen: der Auferstehung des Herrn, die unsere Herzen mit heiliger Freude erfüllt. In der Matutin dieser Nacht haben wir gesungen: „Heute ist alles mit Freude erfüllt: Himmel und Erde und was darinnen ist, denn Christus ist auferstanden, ewige Freude!” Die ersten Worte, die der Erlöser Christus nach Seiner Auferstehung an die balsamtragenden Frauen richtete, lauteten: „Freut euch!”, jene an die Apostel: „Friede sei mit Euch!” Nach der Kreuzigung des Herrn auf dem Berg Golgatha hatten sich die Apostel vor Furcht in einem Haus in Jerusalem eingesperrt. Hier trat Jesus durch die geschlossene Tür ein, stellte sich in ihre Mitte und sagte zu ihnen: „Friede sei mit euch!”; dann zeigte Er ihnen Seine Wundmale an Händen und Seite, die von den Nägeln und dem Speer durchdrungen waren. „Da wurden die Jünger froh, dass sie ihn sahen” (Johannes 20,19-20).
Friede und Freude sind die wertvollsten Gaben, die nur vom Erlöser Christus in die Herzen derer kommen, die an Seine Auferstehung glauben. Schon vor Seiner Kreuzigung sagte der Erlöser zum Abschied zu Seinen Jüngern „Frieden lasse Ich euch, meinen Frieden gebe Ich euch. Nicht gebe Ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht“ (Johannes 14,27).
Friede bedeutet Versöhnung und Liebe: Frieden mit Gott, Frieden mit den Nächsten und – vor allem – Frieden in der Seele, der aus dem Wissen um die Vergebung der Sünden durch das Heilige Sakrament der Beichte entspringt. Wir alle nehmen wahr, dass wir uns nach jeder Beichte erleichtert fühlen, versöhnt mit Gott und untereinander. Um jedoch diesen inneren Seelenfrieden zu bewahren, dürfen wir in Leidenserfahrungen und den Beschwernissen, die wir täglich erleben, nicht verzweifeln, so schwer diese auch sein mögen, sondern sollen den Grund dafür in unseren Sünden suchen und stattdessen unser Gebet vertiefen. Wir sollen sagen: „Herr, Du kennst unser Unglück und unser Leid. Ich leide um meiner Sünden willen; vergib mir und lass mich nicht verzweifeln, denn wenn ich verzweifle, wird mein Schmerz nur noch schlimmer.”
Vor allem die Sorgen des alltäglichen Lebens erschüttern unsere Seele. Der Erlöser jedoch mahnt uns: „Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; (…). Darum sorgt nicht für morgen, sondern trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Matthäus 6,25.33-34) Im Blick auf die Sorgen des Lebens mögen wir auf das hören, was der Heilige Nikolaj Velimirović dazu sagt:
„Sorgen, Sorgen und abermals Sorgen. Schaut auf die Menschen und sofort wird euch klar sein, woher die vielen Sorgen kommen. Gläubige Menschen haben kleine Sorgen, die jedoch, die keinen Glauben haben, haben große Sorgen; denn Menschen, die die Gegenwart Gottes in ihrem Leben spüren, setzen ihre Hoffnung auf Gott, beten zu Gott und bewältigen all ihre Beschwernisse und Sorgen mit der Hilfe des Allmächtigen. „Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen”, sagt der Psalmist (Psalm 55, 23). Schaut, meine Brüder, und ihr werdet sehen: die einzigen Menschen, die sich wirklich ihres Lebens erfreuen, sind jene, die das Gebot Christi angenommen haben: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn!” und danach leben. Jene Menschen aber, die sich anstrengen, alles zu erreichen, sich alle Mittel zu sichern, alle Stufen zu erklimmen und sich alle ihre Pläne und Wünsche ohne die Hilfe Gottes zu erfüllen, werden von Sorgen aufgefressen. Sie bauen an etwas, doch eine unsichtbare Hand reißt es nieder. Sie sammeln, doch ein unsichtbarer Wind zerstreut es. Sie rennen auf ein Ziel zu, doch ein Wundertäter lässt ihren Weg immer länger werden, damit sie nicht an ihr selbstgestecktes Ziel gelangen. Aus diesem Grund verzehren sich jene ohne Glauben; sie altern vorzeitig, werden immer schwächer und ermüden; sie verlieren die Nerven, sie zerfleddern ihr Herz, ermüden ihren Geist und schwächen ihren Willen. Wenn ihr sie fragt, warum sie so sind, werdet ihr eine gänzlich zeitgenössische Antwort erhalten: ‚Wegen meiner Sorgen, zu vieler Sorgen; die Sorgen haben mich zugrunde gerichtet.’”
So empfinden nur jene Dankbarkeit und Seelenfrieden, die sich nicht umsonst Sorgen machen, denn so spricht der Herr: „Sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat“ (Matthäus 6, 34). Frieden und Zufriedenheit empfinden nur jene in der Seele, die sich davor hüten, Böses zu tun, jene, die nicht an ihren Leidenserfahrungen und den Beschwernissen des Lebens verzweifeln, sondern ihre ganze Hoffnung auf Gott setzen und von Ihm Beistand erwarten. Der Heilige Apostel Petrus sagt: „Wer das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht, der bewahre seine Zunge vor Bösem und seine Lippen vor falscher Rede. Er meide das Böse und tue das Gute; er suche Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten und seine Ohren hören ihr Flehen; das Antlitz des Herrn aber richtet sich gegen die Bösen.“ (1. Petrus 3,10-12) Dies sind göttliche Weisungen, die wir uns auf die Tafeln unserer Herzen einschreiben sollen, um uns stets daran zu erinnern und sie zu befolgen.
Geliebte Gläubige,
„Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen und wird den Gerechten in Ewigkeit nicht wanken lassen.” (Psalm 55, 23) Unsere erste Sorge und tatsächlich einzige wahre Sorge ist jene, dass wir Gott gefällig leben, „von Dem alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt” (Jakobus 1,17). Alle anderen Sorgen sind vergänglich. So wichtig und legitim uns auch die Sorge darum erscheinen möge, unseren Kindern eine gute Zukunft zu sichern, uns um ein würdiges Leben im Alter zu bemühen, oder auch die Sorge, unseren Wunsch nach Erkenntnis und Weisheit zu stillen, so erweisen sich doch all diese Sorgen bis zuletzt als wertlos und ein vergeblicher Kampf gegen Windmühlen, wenn wir diese nicht immerzu im Gebet vor Gott bringen und wir nicht alles zur Ehre Gottes tun.
Wir danken Gott mit Ehrerbietung, dass in diesem Jahr alle Christen die Auferstehung des Herrn am selben Tag feiern. Von daher konnten viele von Ihnen ins Heimatland fahren, um das Heilige Osterfest zu Hause im Kreis der Familie zu feiern. Welche Freude ist es, mit den Eltern, Brüdern und Schwestern zusammen zu sein, die dort geblieben sind!
Ich lege Ihnen allen ans Herz, dabei die Einsamen, die Waisenkinder, die Armen und alle in ihrer Seele Beschwerten nicht zu vergessen. Mildtätigkeit ist ein großer Segen nicht nur für die, die etwas bekommen, sondern auch für die, die etwas geben. Doch neben den Gaben materieller Natur besteht eine große Mildtätigkeit auch darin, etwas von unserer Zeit auch für andere Menschen um uns herum zu erübrigen und die Liebe unter den Menschen zu vermehren und jenen in unserem Umfeld in diesen Zeiten der Spaltung Frieden zu schenken.
Ich bitte Sie auch: vergessen Sie nicht die sozialen Projekte unserer Pfarrgemeinden und vor allem unser philanthropisches Projekt der Metropolie „Burse pentru copii săraci din Moldova” („Stipendien für arme Kinder in der Moldau”; Konto Rumänische Orthodoxe Metropolie (KdöR) – IBAN: DE 47 7509 0300 0401 1678 04 – BIC: GENODEF1M05 – Zweck/Scop: „Spende für arme Kinder in Moldau”/„Donaţie pentru copiii din Moldova”). Durch dieses Projekt erhalten jeden Monat 850 Kinder aus den Kreisen Vaslui und Botoșani eine monatliche Unterstützung.
So wie unser Erlöser Jesus Christus einst Seinen Jüngern sagte: „Meinen Frieden lasse Ich Euch!” sende auch ich Euch meine Gedanken des Friedens und der Freude. Ich umarme Sie alle väterlich und wünsche Ihnen Feiertage voller Freude.
Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Euer geistlicher Vater und für alle betender
† Metropolit Serafim
(Übersetzung: Pfarrer Dr. Jürgen Henkel, Selb)