„Vergessene Opfer“ – Friedhofssegnung zum Jubiläum des Kriegsendes des Ersten Weltkriegs
Zum Jahrestag der Beendigung des Ersten Weltkriegs und zur Segnung des für diesen Anlass sanierten „Rumänenfriedhofes“ lud die für Kriegs- und Opfergrabfürsorge zuständige „Historische Abteilung“ des Innenministeriums am 11. November 2022 hochrangige Ehren- und Festgäste auf das Gelände der Kriegsgräberanlage „Rumänenfriedhof“ der Marktgemeinde Zwentendorf im Bezirk Tulln.
Unter Teilnahme des rumänischen Botschafters in Österreich, seiner Exzellenz Emil Hurezeanu, wurde gemeinsam mit rund 40 Personen seitens der Gemeinde Zwentendorf, des Landes Niederösterreich, des Bundesheeres, der Landespolizeidirektion Niederösterreich, der katholischen und der rumänisch-orthodoxen Kirche sowie des Kameradschaftsbundes und des Österreichischen Schwarzen Kreuzes den Opfern des Ersten Weltkriegs 104 Jahre nach dessen Beendigung gedacht.
„Der Erste Weltkrieg ist weitgehend aus unserer Erinnerung verschwunden. Mit ihm nicht nur die Millionen Opfer, sondern auch die vielen Kriegsgefangenen, die jahrelang fern der Heimat unter widrigen Bedingungen leben mussten. Dieser in Österreich oft vergessenen Opfergruppe möchten wir exemplarisch am neu sanierten „Rumänenfriedhof“ in Zwentendorf ein würdiges Gedenken ermöglichen“, hält Stephan Mlczoch, Abteilungsleiter für historische Angelegenheiten, anlässlich der Friedhofssegnung für in Österreich verstorbene rumänische Kriegsgefangene des Ersten Weltkriegs fest.
In Vertretung der niederösterreichischen Landeshauptfrau betonte Landtagsabgeordneter Bernhard Heinreichsberger, mit Bezug auf die gegenwärtigen kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa, die Fragilität von Frieden und Freiheit: „Der Einsatz für Frieden in unserem Kontinent ist nie abgeschlossen, sondern bedarf permanenter gemeinsamer Anstrengung. Das wird uns gerade im aktuellen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bewusst“.
Höhepunkt des durch die Polizeimusik Niederösterreich musikalisch umrahmten Festakts bildeten eine, durch den rumänisch-orthodoxen Bischofsvikar Dura und den katholischen Pfarrer Sanocki, ökumenisch zelebrierte Andacht sowie mehrere Kranzniederlegungen. Für das Bundesministerium für Inneres erwiesen der niederösterreichische Landespolizeidirektor-Stellvertreter Johannes Peham und Abteilungsleiter Stephan Mlczoch den Opfern die Ehre.
Durch die zahlreichen Anwesenden wurden im Anschluss an die Andacht Vergissmeinnichtsträußchen an den Gruppengräbern abgelegt. Beendet wurde der Festakt durch die Europahymne, da die wichtigste Lehre der Weltkriege auf unserem Kontinent in einem vereinten Europa liegt.
Zum Rumänenfriedhof:
In den Jahren 1916 bis 1918 wurden rumänische Kriegsgefangene zur Errichtung der Pulverfabrik „Skodawerke-Wetzler AG“ in Moosbierbaum – Pischeldorf herangezogen. Durch die Folgen des Kriegseinsatzes, Transports, Auszehrung, wie auch aufgrund der hygienischen Unzulänglichkeiten im Gefangenenlager, schlechter Ernährung und Behandlung verstarben viele von ihnen. Seit 1930 sind dort insgesamt 155 rumänische Kriegsgefangene auf dem sogenannten „Rumänenfriedhof“ bestattet, für dessen Erhalt das Bundesministerium für Inneres im Rahmen der Kriegs- und Opfergräberfürsorge zuständig ist.
Artikel Nr: 20148 vom Sonntag, 13. November 2022, veröffentlich auf der Webseite des Innenministeriums Österreichs