Von Nicäa bis Aachen – historiographische Anliegen

Rezension verfasst von SE Timotei Prahoveanul, Vikarbischof der Erzdiözese Bukarest, in: Lumina , 6. Juni 2025

Das 2025 im Basilika-Verlag des Rumänischen Patriarchats erschienene Werk „Von Nicäa nach Aachen. Debatten über heilige Ikonen zwischen Ost und West in der Karolingerzeit“ ist ein Meilenstein der Forschung und erfreut sich der Anerkennung von Vater Professor Daniel Benga, der es als ein Werk betrachtet, das „der ersten umfassenden ikonischen Wende in der Geschichte des westlichen Christentums“ gewidmet ist – ein seltener und notwendiger Ausflug in die Rezeption der Ikonentheologie im karolingischen Westen. Unter der Feder von Vater Alexandru Nan werden die theologischen Polemiken zu Echos klarer historischer Haltungen und offenbaren zum Verständnis, wie Ost und West das Bild des Heiligen empfingen, verehrten und bestritten. Dieser interdisziplinäre Ansatz verbindet pastorale Sensibilität mit patrologischer Gelehrsamkeit und bietet eine neue Perspektive auf einen entscheidenden Moment in der Geschichte der mittelalterlichen Theologie und Politik.

Erzpriester Alexandru Nan, Dekan von Oberbayern, Doktor der Theologie und Pfarrer der Pfarrei „Mariä Verkündigung“ in München unter der Schirmherrschaft der rumänisch-orthodoxen Erzdiözese Deutschland, Österreich und Luxemburg, verleiht einem Werk seine Handschrift, das alte Sorgen widerspiegelt, die Frucht langer Meditation. Hier ist der Streit um die heiligen Ikonen nicht nur ein Blatt der Geschichte, sondern ein Feld spiritueller und politischer Spannungen, in dem sich das Papsttum, das Frankenreich und byzantinische Einflüsse unter dem Schatten Karls des Großen kreuzen. Ausgehend vom Konzil von Frankfurt und bis zum zweiten Bilderstreit mit seinen späten Auswirkungen auf das Papsttum und das Frankenreich nach 815 navigiert der Autor mit Stringenz und Intuition durch die Windungen einer turbulenten Ära und bringt nicht nur Fakten, sondern auch Bedeutungen an die Oberfläche.

Die wissenschaftliche Kohärenz dieser Forschung wird auch durch den beeindruckenden kritischen Apparat bestätigt, auf dem sie basiert. Schon ein flüchtiger Blick auf die Bibliographie des Werks offenbart ein bedeutsames Detail: Die Quellen stammen fast ausschließlich aus dem Bereich ausländischer Autoren, von denen die meisten auf Deutsch schrieben – einer Sprache, die Vater Alexandru Nan im Laufe der Zeit vertiefte und perfektionierte. Es gibt auch Werke aus anderen Kulturen, mit einer Vorliebe für die westliche Welt, die das genannte Thema auf zahlreichen Seiten behandelt haben.

Über die methodischen Aspekte hinaus verdient die Wahl des Werktitels besondere Aufmerksamkeit, da sie die Tiefe der Absicht des Autors offenbart. Der Titel des Werks könnte, vielleicht zu voreilig, als Hommage an den 1700. Jahrestag des Ersten Ökumenischen Konzils von Nicäa interpretiert werden – ein bedeutendes Jubiläum in diesem Jahr. Seine tiefere Ausrichtung gilt jedoch der Siebten Ökumenischen Synode von 787, bei der unter Schmerz, aber auch mit Erleuchtung beschlossen wurde, die Verehrung heiliger Ikonen nach Jahrzehnten des Irrtums und der Unruhen innerhalb der Kirche wiederherzustellen. Das Werk ist nicht nur eine historische Analyse, sondern eine Brücke zwischen Ost und West, zwischen zwei Lebensbereichen desselben Leibes Christi. Der Autor, ein ehrwürdiger Ikonograph und in dieser Lehre der Kirche erzogen, schreibt aus dem Herzen und mit der Verantwortung des Bekenntnisses. Seine Schriften werden zu einer ruhigen, aber entschiedenen Antwort an diejenigen, die sich fernab der Lehre der Kirche damit zufrieden geben, zu bewundern, ohne zu leben, zu schauen, ohne sich zu unterwerfen, anzubeten, ohne das Geheimnis der Menschwerdung, das die Ikone verkündet, in sich zu tragen – weder in der Seele noch im Körper.

Dieser pastorale und apologetische Ansatz verbindet sich harmonisch mit der Sorgfalt des Autors, die Komplexität der untersuchten Epoche getreu wiederzugeben. Über die allgemein bekannten Fakten hinaus bringt Vater Alexandru Nan auf seinen Seiten Gesichter und Stimmen zum Ausdruck, die im Osten oft verschwiegen oder im Schatten belassen wurden. Der Westen wird vor und nach dem Unwetter des Bildersturms dargestellt, wobei die Treue der Bischöfe zur rechten Lehre deutlich hervorgehoben und betont wird. Bekanntlich waren die Meinungen im Westen oft geteilt, aber nicht ohne den Mut zum Bekenntnis.

Dieser Geist des Bekenntnisses findet seinen beredtesten Ausdruck in den Dokumenten der Zeit, die der Autor in Hülle und Fülle mit philologischer Aufmerksamkeit und theologischer Akribie verwendet. Ein treffender Beweis dafür sind die Worte des Bischofs von Rom, Nikolaus I., aus dem Jahr 866, die mit apostolischer Vollmacht sprechen: „Wir legen hinsichtlich der heiligen und ehrwürdigen Ikonen unseres Herrn Jesus Christus, seiner Mutter, der allzeit jungfräulichen Maria, und all jener, von denen man glaubt, dass sie Gott gefallen haben, seit Abel dem Gerechten, die die heilige, in der ganzen Welt verbreitete Kirche seit langem empfangen hat, fest, was die Prälaten des Apostolischen Stuhls entschieden und beschlossen haben, dass es unbefleckt und makellos bleiben soll“, eine Entscheidung, die in die goldene Linie der Kirchenväter passt, ein Echo der ununterbrochenen Tradition.

Die Klarheit dieser dogmatischen Aussage findet ihre Ergänzung in der entschiedenen Verurteilung derer, die von der offenbarten Wahrheit abgewichen sind. Mit gleicher Kraft werden diejenigen verurteilt, die diese Lehre verworfen haben: „Wir sanktionieren und verfluchen von Christus und der apostolischen Kirche Johannes, den ehemaligen Primas von Konstantinopel, und seine Anhänger, die mit unreinen Worten behaupten, dass Ikonen zerbrochen und mit Füßen getreten werden müssen, solange sie uns in dieser Hinsicht nicht zustimmen und sie nicht gemäß den Dekreten der Heiligen Väter verstehen.“ Diese schweren Worte, gesprochen in der Mitte des 9. Jahrhunderts, kehren in dem Werk als Warnungen, aber auch als Meilensteine ​​für die richtige Ausrichtung des kirchlichen Gewissens wieder.

Die Verankerung in den primären Quellen der Tradition beeinträchtigt die Zugänglichkeit und Aktualität des Ansatzes des Autors keineswegs. Obwohl er sich in erster Linie an Kenner der Geschichte der Universalkirche richtet – das Werk ist Teil einer zuvor im Doxologia-Verlag erschienenen Dissertation –, bekräftigt Vater Alexandru Nan mit Klarheit und spiritueller Begeisterung die Wahrheit über die Ikonenverehrung. Er spricht über Kontroversen, aber nicht, um Ängste zu schüren, sondern um zu betonen, was uns über Zeit und Raum hinaus verbindet.

Die Suche nach Einheit in der Vielfalt ist Teil eines ständigen Anliegens des Autors, das weit über den Rahmen dieses Werkes hinausgeht. Das Thema der Ikone als Begegnungsort zwischen Ost und West ist ihm ein besonderes Anliegen. Gleiches gilt für seine Werke, die westlichen Heiligen gewidmet sind, insbesondere jenen aus dem deutschen Raum, die er durch eine umfangreiche und nahezu vollständige Bibliographie aus dem Gebiet, in dem der Vater wirkt, wiederentdeckt hat. In all diesen Heiligen erkennt der Autor das Antlitz der ungeteilten Kirche und ihren brennenden Wunsch, der Wahrheit zu dienen, vor jedem Bruch, vor jedem Fall.

In dieser Gesamtsicht offenbart die vorliegende Forschung nicht nur ihren wissenschaftlichen Wert, sondern auch ihre tiefe spirituelle Bedeutung. Vater Alexandru Nans Werk ist nicht nur eine historische Studie, sondern ein Aufruf, die Einheit des Glaubens durch die Ikone wiederzuentdecken – dieses „Fenster zur Ewigkeit“, das das Sichtbare mit dem Unsichtbaren, Zeit mit Ewigkeit, Ost mit West verbindet. Mit akademischer Genauigkeit und kirchlichem Feingefühl bietet uns der Autor nicht nur eine Chronik theologischer Debatten der Karolingerzeit, sondern auch ein persönliches Zeugnis der Treue zur unveränderlichen Wahrheit der Kirche und fordert den Leser auf, zwischen dem gnadenlosen Bild und der gnadenvollen Ikone zu wählen. Vater Alexandru Nan gibt sich nicht damit zufrieden, Geschichte zu erzählen; er lebt und bekennt sie und verwandelt akademische Forschung in einen anamnetischen kirchlichen Akt. Jede Seite wird zu einer Textikone, die nicht nur vergangene Ereignisse, sondern auch die Beständigkeit Göttlicher Wahrheit in der Menschheitsgeschichte widerspiegelt.

In einer Zeit, in der Symbole Gefahr laufen, zu bloßem Schmuck zu verkommen und die Theologie im Relativismus zu versinken, ist dieses Buch eine Geste der Rückkehr – zu den Wurzeln, zur Tradition, zum wahren Antlitz des Glaubens. Es ist letztlich eine Einladung, aus der Vergangenheit zu lernen, um das ewig Lebendige zu bewahren: die Ikone als Bekenntnis, als Bund und als unvergängliches Licht im Herzen der Kirche. Dieses Licht, im Osten treu bewahrt und im Westen als Trost wiederentdeckt, erleuchtet auch heute noch den Weg zur Einheit in Wahrheit, zur Gemeinschaft in Schönheit und zum Frieden, der alles Verstehen übersteigt. Das Werk von Vater Alexandru Nan dokumentiert diesen Weg nicht nur, sondern öffnet ihn auch neu für diejenigen, die Augen zum Sehen und Herzen zum Verstehen haben.
Übersetzt ins Deutsch: Diakon Julian Dettling