Pfarrer Jürgen Henkel zum „Professor honoris causa“ in Klausenburg ernannt
Klausenburg (Rumänien)/Selb. Hohe Auszeichnung für Pfarrer Dr. Jürgen Henkel in Rumänien: die renommierte Babes-Bolyai-Universität Klausenburg – rumänisch Cluj Napoca – hat den Theologen aus Selb auf Vorschlag der Orthodoxen Theologischen Fakultät jüngst zum „Professor honoris causa“ ernannt. Henkel gehört damit künftig ehrenamtlich zum Lehrkörper der Universität. Die Babes-Bolyai-Universität in der siebenbürgischen Metropole Klausenburg zählt zu den größten und bedeutendsten Universitäten des Landes. Es gibt dort allein vier theologische Fakultäten der orthodoxen, katholischen und protestantischen Kirchen.
Bei der feierlichen Verleihungszeremonie übergaben der Prorektor der Universität, der Kommunikationswissenschaftler Calin Rus, und der Präsident des Senats, der Theologe Ioan Chirila, Pfarrer Henkel die Ernennungsurkunde, die im Original auf Lateinisch verfasst ist. Rund 200 Teilnehmer aus dem In- und Ausland wohnten dem Festakt im Festsaal der Universität bei, darunter der orthodoxe Erzbischof und Metropolit Andrei von Klausenburg, Bischof Visarion von Tulcea und Bischof Petroniu von Salaj.
Die von Universitätsrektor Ioan-Aurel Pop und dem Senatspräsident Ioan Chirila unterzeichnete Urkunde nennt als Begründung für die Auszeichnung Henkels dessen „international relevantes theologisches Werk, sein Wirken zur Vermittlung der rumänischen orthodoxen Theologie im deutschsprachigen Raum, seinen wichtigen Beitrag zum ökumenischen Dialog und sein Wirken für die deutsche Minderheit in Siebenbürgen“.
Nach der rumänischen Nationalhymne, dem Studentenhymnus „Gaudeamus igitur“ und der Europa-Hymne trug der Prodekan Cristian Sonea von der Orthodoxen Fakultät die Laudatio zur Begründung der Verleihung des Titels vor. Sonea ging dabei auf das theologische Werk Henkels sowie das jahrzehntelange ökumenische, publizistische und journalistische Engagement Henkels ein und erwähnte auch die beiden von Henkel ins Leben gerufenen Buchreihen „ACADEMIA – Veröffentlichungen der Evangelischen Akademie Siebenbürgen“ und „Deutsch-Rumänische Theologische Bibliothek/DRThB“.
Sonea würdigte vor allem die Beschäftigung Henkels mit der orthodoxen Theologie und besonders dem rumänischen Theologen Dumitru Staniloae von seiner Doktorarbeit 2001 bis heute. Dabei erwähnte er auch das erst kürzlich im renommierten Herder-Verlag erschienene 560 Seiten umfassende Buch Henkels über Dumitru Staniloae. Henkel gelte heute als bester Staniloae-Kenner in Deutschland.
„Jürgen Henkel hat wesentlich dazu beigetragen, dass das große Werk von Dumitru Staniloae in der deutschsprachigen Theologie rezipiert und gewürdigt wird. Er wurde dadurch einer der wichtigsten Vermittler zwischen der orthodoxen Theologie und der westlichen Theologie im deutschsprachigen Raum.“ Sonea würdigte die 19 Buchpublikationen Henkels, darunter vier eigenständige Monographien. Er zitierte als Standardwerk Henkels dessen „Einführung in Geschichte und kirchliches Leben der Rumänischen Orthodoxen Kirche“ von 2007.
Auch das interethnische, ökumenische und interdisziplinäre Wirken Henkels an der Evangelischen Akademie Siebenbürgen, sein Gemeindedienst in evangelischen Gemeinden Siebenbürgens und sein umfangreiches journalistisch-publizistisches Engagement seit 1992 wurden in der Laudatio ausführlich gewürdigt. So hätten allein an den von Henkel initiierten „Ökumenischen Studienwochen“ an der Evangelischen Akademie Siebenbürgen rund 150 orthodoxe Theologen teilgenommen und dabei substanzielle Kenntnisse der evangelisch-lutherischen Kirche und Theologie und der Geschichte der deutschen Minderheit in Rumänien erlangt.
Henkel habe viel beigetragen zu einem besseren Verständnis der politischen, kirchlichen und sozialen Entwicklungen, Zusammenhänge und Hintergründe Rumäniens sowie der Rumänischen Orthodoxen Kirche im deutschsprachigen Raum, so Sonea. Er habe außerdem das Kirchenstatut der Rumänischen Orthodoxen Kirche ins Deutsche übersetzt und diesen kirchenrechtlichen Grundlagentext der Forschung in Deutschland zugänglich gemacht. Als Referent der Rumänischen Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa mit Sitz in Nürnberg für Kontakte zu Staat, Politik und Behörden habe der evangelische Theologe wesentlich zur staatlichen Anerkennung der Metropolie als Körperschaft des Öffentlichen Rechts in Bayern und Deutschland beigetragen.
In seiner akademischen Festrede dankte der frischgebackene „Professor h. c.“ für die hohe Auszeichnung und hielt fest: „Diese Würdigung ist ein Ansporn, in all meinem Bemühen um Ökumene, Dialog und internationalen Austausch nicht nachzulassen.“ Henkel sprach in seiner rund 40minütigen Festrede, die er auf Rumänisch hielt, zum Thema „Askese versus Konsumgesellschaft, Spiritualität versus Materialismus – der Beitrag der orthodoxen Kirche und Theologie zur Sinnkrise und dem Wertediskurs in Europa“.